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Weltweit entstehen Plattformen wie Uber, AirBnB, Amazon & Co. Was nach viel Freiheit und Selbstbestimmung für die Arbeitnehmer klingt, ist in Wahrheit eine neue Form prekärer und unsicherer Arbeitsverhältnisse ohne soziale Absicherung und entsprechenden Arbeitnehmerrechten. Wie die Wanderarbeiter des 19. Jahrhunderts ziehen die Arbeitnehmer von Auftrag zu Auftrag – immer auf eigenes unternehmerisches Risiko. Profite machen dabei die Plattformen.
Der Ausdruck Gig Economy ist eine Analogie aus der Musikbranche, wo Musiker ihren Lebensunterhalt von einem zum anderen bezahlten Auftritt (Gig) bestreiten, wie es etwa auch ein Kurierfahrer macht, der über eine Onlineplattform Aufträge zur Abholung von Essen aus Restaurants und zur Lieferung zum Kunden erhält. Der Begriff kam ursprünglich in den USA um das Jahr 2009 auf, als Onlineplattformen wie Uber oder Lyft entstanden, die Dienstleistungen zwischen Endkunden und freien Mitarbeitern vermittelten und dazu eine Internetplattform nutzten und für Technik, Vermarktung und Abrechnung bereitstellten. Auf dem Höhepunkt der damaligen Finanzkrise übten viele entlassene Arbeitnehmer Kombinationen aus mehreren solcher kleinen Jobs aus. Das Phänomen ist vor allem ein urbanes, nicht umsonst spricht man auch von der „Uberisierung“. Doch immer mehr Plattformen entstehen und erfassen längst auch die ländlichen Gebiete. Aufträge werden dabei auch immer öfters nicht nur regional vermittelt, sondern auch global.
Die Gig Economy ist geprägt von einem geringeren Grad an Bindung und Verantwortung gegenüber dem beschäftigten Personal, verglichen mit klassischen Arbeitsverhältnissen. Die Unternehmen verstehen sich in unterschiedlicher Ausprägung eher als Vermittler und weniger als Arbeitgeber, obwohl inzwischen ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes eine Klarstellung brachte. Je nach Branche und nationaler Rechtslage werden Minijobs angeboten, oder die Dienstleister arbeiten selbstständig und haben entsprechend keinen Anspruch auf bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage. Sie müssen dann auch Sozial- und andere Versicherungen selbst übernehmen. Hierdurch stehen soziale Absicherung und Arbeitnehmerrechte wie betriebliche Mitbestimmung den Beschäftigten praktisch nur sehr eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung. Oft steckt auch Ausbeutung dahinter. So mussten Fahrradkuriere in London beispielsweise überhöhte Mietgebühren für Räder bezahlen, wodurch gewisse Unternehmen nicht nur an der Dienstleistung, sondern auch an der Bereitstellung der Arbeitsmaterialien verdienten.
Gig Economy ist eine Erscheinungsform der Digitalisierung, die schon recht weit in unsere Gesellschaft hineinreicht. Die von davon betroffenen Branchen erweiterten sich zuletzt auch um den Bereich der Paketzustellung. Amazon beispielsweise versucht eine Auslagerung von Auslieferungsaufträgen an Fahrer mit privatem Pkw.
Österreich bremst Uber und Airbnb
Obwohl es derartige Arbeitsformen bereits lange gibt, wurden diese nie klar definiert oder innerhalb der offiziellen Arbeitsmarktstatistiken entsprechend gemessen. Für Österreich fehlen hier überhaupt entsprechende Zahlen. Eine Umfrage des McKinsey Global Institute mit 8.000 Teilnehmern aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Schweden, Frankreich und Spanien ergab eine bisherige statistische Unterschätzung der Gig Economy. Insgesamt wird in dem Report des Beratungsinstituts geschätzt, dass die unabhängige Arbeiterschaft in den USA und den EU-15 Staaten ca. 20 bis 30 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ausmacht. Mehr als die Hälfte nutzt die Gelegenheitsarbeit als zusätzliche Einkommensquelle. Die Mehrheit gehe dieser Arbeitsform auf eigenen Wunsch und nicht aus Not nach und gebe ein hohes Maß an Zufriedenheit an. Nichtsdestotrotz sei immer noch ein Anteil von 30 Prozent der temporär Beschäftigten aus Mangel an Alternativen dazu gezwungen. In Österreich wird diese Entwicklung bisher gebremst. Beispielsweise konnte sich Uber in den Städten hierzulande noch nicht etablieren. Auch Airbnb hat es im Tourismusland Österreich mit den behördlichen Vorschriften schwer. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits wird vielen ein kleiner Nebenverdienst schwer gemacht, andererseits werden Branchen auch vor größeren disruptiven Eingriffen geschützt.
Den gesamten Artikel finden Sie in der Ausgabe Oktober/18
Foto: Flickr
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