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Plastik ist immer und überall


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Nur etwa neun Prozent der neun Milliarden Tonnen Plastik, die bisher weltweit hergestellt wurden, sind nach Angaben der UNO wiederverwertet worden. Plastikinseln im Meer, Mikroplastik im Grundwasser, Boden und in der Luft sind die Folge.

Von Ursula Rischanek

Am 9. September war es so weit: In der Bucht von San Francisco fiel unter regem Medieninteresse der Startschuss für eine ganz besondere Putzaktion. Mithilfe eines u-förmigen Schwimmkörpers, an dem ein drei Meter in die Tiefe reichender Vorhang befestigt ist, wurde zwei Wochen lang vor der kalifornischen Küste im Meer treibendes Plastik gesammelt. Mittlerweile ist der „System 001“ genannte Plastikfänger weitergezogen und befreit den Nordpazifikwirbel zwischen Kalifornien und Hawaii, der als eine der größten Ansammlungen von Plastikmüll weltweit gilt, von Plastik. Die eingesammelten Sackerln, Flaschen, Kanister, Fischernetze und anderen Gegenstände aus Kunststoff werden von einem Schiff eingesammelt, abtransportiert und an Land recycelt. Was „System 001“ allerdings nicht einfangen kann, ist das ebenfalls im Meer treibende und kaum sichtbare Mikroplastik – Kunststoffteilchen, die nicht größer als fünf Millimeter sind. Denn der in den Ozeanen treibende Plastikmüll bleibt nicht in seiner ursprünglichen Form erhalten, sondern wird durch Gezeiten, Wellenbewegung und UV-Einstrahlung bis zur Pulverisierung zerkleinert. Vollständig abgebaut werden können sie dennoch nicht: Plastik ist biologisch „inert“, also sehr stabil und löslich, und daher auch kaum einer Mineralisation unterworfen. Gleiches gilt selbstverständlich für an Land weggeworfenen Plastikmüll. Der übrigens über die Binnengewässer ebenfalls wieder im Meer landet.

Autoreifen & Co.

Es tragen allerdings nicht nur Plastiksackerln, -flaschen und Verpackungsmaterialien zur Entstehung von Mikroplastik bei. Als einer der Hauptverursacher gilt etwa der Abrieb von Autoreifen. Bereits 2014 ging die norwegische Umweltbehörde davon aus, dass mehr als die Hälfte des gesamten norwegischen Mikroplastikeintrags im Meer aus dieser Quelle stammt. Und selbst beim Waschen von Kleidung aus Kunststoff lösen sich Fasern, die als Mikroplastik enden. Neben diesem sekundären verunreinigt aber auch das primäre, also absichtlich hergestelltes Mikroplastik die Umwelt. Dieses ist unter anderem als Binde- und Schleifmittel, Füllstoffe und Weichmacher in Shampoos, Zahnpasten, Peelings und Waschmitteln enthalten. Gleichgültig, ob primäres oder sekundäres Mikroplastik – es gelangt überall hin: in den Boden, in Boden-Organismen und Pflanzen, in die Luft, in Binnengewässer – und eben in die Ozeane. Dass es damit auch in unserer Nahrungskette landet, ist logisch. So wurden die Mini-Teilchen beispielsweise in Fischen und anderen Meeresbewohnern, aber auch in Meersalz oder Honig nachgewiesen. 83 Prozent des Leitungswassers enthält laut weltweiter Messungen Kunststoffpartikel. Aber nicht nur das: Wissenschaftler der Heriot Watt Universität in Edinburgh haben vor Kurzem herausgefunden, dass wir über unsere Mahlzeiten täglich mehr als 100 davon zu uns nehmen. Allerdings nicht über die Nahrungsmittel. Vielmehr gelangt dieses Mikroplastik über Luft und Staub auf die Teller, in unsere Mägen und unseren gesamten Organismus. Dass wir damit unsere Gesundheit nicht fördern, ist wohl klar: Schon bei Herstellung und Verarbeitung von Kunststoffen werden Weichmacher, Flammschutzmittel, Farbstoffe oder UV-Stabilisatoren beigesetzt. Und auch bei der Zersetzung können Schadstoffe frei werden. Des Weiteren können sich Schadstoffe, etwa Ölrückstände, an der Oberfläche des Mikroplastiks ablagern. Darüber hinaus setzt Mikroplastik klimarelevante Gase wie Ethylen und Methan frei.

Von der Plastikflut überrollt

Plastik ist also mittlerweile immer und überall zu finden. Dass die Welt in der Plastikflut unterzugehen droht, ruft mittlerweile nicht nur Umweltorganisationen, sondern auch die UNO auf den Plan. Einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) zufolge wurden bisher rund neun Milliarden Tonnen Plastik weltweit hergestellt. Aber nur etwa neun Prozent davon wurden wiederverwertet, weitere zwölf Prozent wurden verbrannt. Die übrigen 79 Prozent sind auf Müllhalden, in Ozeanen und Wasserstraßen zu finden. Wie lange sie dort brauchen, um komplett abgebaut zu werden, weiß derzeit noch niemand so richtig. So kann laut dem Deutschen Umweltbundesamt die Zersetzungszeit der Kunststoffe in Abhängigkeit von verschiedenen Umweltfaktoren bis zu 450 Jahre betragen, wobei selbst dann, wie bereits erwähnt, nicht von einem vollständigen Abbau gesprochen werden kann.

Den gesamten Artikel finden Sie in der Ausgabe Oktober/18.

 

Foto:iStock.com/Roijoy

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