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Die Zahl der offenen Stellen ist auf Rekordniveau, aber die Arbeitslosigkeit hoch. Obwohl der aktuelle Wohlstand der österreichischen Bevölkerung unbestritten ist, veranlasst der Talmarsch im Bereich Beschäftigung zur Sorge. Den Spitzenplatz mit der niedrigsten Arbeitslosenquote innerhalb Europas hat Österreich mit der Mittelmäßigkeit vertauscht.
Von Marie-Theres Ehrendorff
Mit knapp einer halben Million Arbeitslosen zu Beginn des Jahres 2017 – übrigens die höchste Arbeitslosenrate seit 1953 – und einem derzeit nur mäßigen Rückgang von Jobsuchenden ist der Arbeitsmarkt gemessen an der Konjunktur im Ungleichgewicht. Noch dazu klagen Unternehmer über einen eklatanten Fachkräftemangel, der bei der derzeitigen guten Wirtschaftslage bereits Betriebe zum Ablehnen von Aufträgen gezwungen hat.
Die Auswirkungen der blendenden Konjunktur schaffen dennoch ein laues Herbstlüfterl am heimischen Arbeitsmarkt, was die rückläufigen Arbeitslosenzahlen bestätigen. So arbeiteten im zweiten Quartal 2018 insgesamt mehr Menschen als noch vor einem Jahr, gleichzeitig sind auch weniger Arbeitslose gemeldet. Männer profitieren von dieser Entwicklung mehr als Frauen: konkret mit einer sinkenden Arbeitslosenquote von 0,9 Prozentpunkten auf 4,9 Prozent bei Männern, während diese bei Frauen um 0,6 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent schrumpfte.
Die meisten offenen Stellen sind in Oberösterreich, die mit Abstand meisten Arbeitslosen hingegen in Wien. „Die überregionale Vermittlung muss dringend als ein Schwerpunktthema in allen Schritten des Vermittlungsprozesses mitbedacht werden“, betont Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer Österreich.
„Die Beschäftigung ist in Österreich im Vorjahr um 68.000 Menschen gestiegen“, erklärt AMS-Chef Johannes Kopf. „Das ist eine sehr gute Zahl“, lässt er wissen. „Heuer wird man etwa 58.000 mehr Menschen am Arbeitsmarkt haben und die Beschäftigung wird um 86.000 steigen. Insgesamt sind im Zeitraum 2010 bis 2017 400.000 Menschen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt gekommen, was eine enorme Zahl ist, gemessen an den rund 3,7 Millionen Beschäftigten.“ Die Rot-Weiß-Rot-Card sei zwar für manche Betriebe wichtig, meint Kopf, aber insgesamt vergleichsweise unbedeutend. „Über die ot-Weiß-Rot-Card lassen wir im Jahr ungefähr 2.000 Personen zu.“
Soziales Problem: Langzeitarbeislosigkeit
Im Oktober 2018 waren laut AMS aber immer noch 365.553 Personen in Österreich auf Jobsuche, davon 69.317 in Schulung Befindliche. Den größten Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es am Bau mit 11,6 Prozent. Langzeitarbeitslose konnten mit einem Rückgang an Jobsuchenden von 16,3 Prozent von der guten Konjunktur am meisten profitieren. Bei Jugendlichen ist der Rückgang mit minus 9,7 Prozent ebenso erfreulich. Bei Menschen mit Behinderung ist die Situation aber nach wie vor trist: Der Rückgang beträgt hier lediglich 3,5 Prozent. Ältere Arbeitslose mit minus 2,8 Prozent sowie Arbeitslose mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen mit minus 2,3 Prozent sind vom derzeitigen Wirtschaftsaufschwung noch nicht mitgerissen. Die am meisten von Arbeitslosigkeit Betroffenen, sind Ausländer mit minus 0,8 Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten im Oktober weiter gewachsen: Geschätzte 3.766.000 Personen hatten ein unselbstständiges Beschäftigungsverhältnis, 77.000 oder 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Etwa ein Drittel unserer Arbeitslosen sind Langzeitarbeitslose, die länger als ein Jahr ohne Arbeit sind“, weiß Kopf. „Diese Menschen werden von Firmen nicht gerne angestellt, gerade deshalb, weil sie schon so lange keinen Job gefunden haben.“ Als AMS-Chef ist Kopf in engem Austausch mit Arbeitsmarktverwaltungen in anderen Ländern, aber „eigentlich weiß niemand wirklich, wie man Langzeitarbeitslosigkeit bekämpft“. Die „Aktion 20.000“ sei zwar erfolgreich gewesen, da sie Menschen Arbeit gebracht habe – was aber nicht weiter verwunderlich sei, „wenn man Jobs macht, die man zu 100 Prozent öffentlich finanziert“. Die beste Methode wäre für ihn, Langzeitarbeitslosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen. „Mir ist lieber, vier Personen sind drei Monate arbeitslos als einer ein Jahr.“
Den gesamten Artikel finden Sie in der Ausgabe 11/2018.
Foto: Symbol
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