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Mithilfe von Corporate Architecture werden Gewerbebauten zu Markenbotschaftern. Und machen die Unternehmensphilosophie sichtbar.
Von Ursula Rischanek
Der erste Eindruck zählt. Das gilt nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Gebäuden. Denn auch sie transportieren Botschaften. Und das seit Hunderten von Jahren. Das Kolosseum in Rom und andere antike Bauten, später Kirchen, Burgen oder Schlösser sollten zeigen, wie mächtig oder wohlhabend ihre Erbauer waren, die Bevölkerung beeindrucken oder gar einschüchtern. Kunst- und Kulturbauten wiederum sollen zum einen den passenden Rahmen für ihre „Inhalte“ bieten und gleichzeitig auch selbst von sich reden machen. Museen wie das von US-Architekt Frank O. Gehry geplante Guggenheim Museum in Bilbao, die nach den Plänen des Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron errichtete Elbphilharmonie in Hamburg oder das im oberösterreichischen Asten stehende Brotmuseum Paneum, das die Handschrift von Wolf D. Prix, CEO von Coop Himmelb(l)au, trägt, sind aktuelle Beispiele dafür. Aber nicht nur bei diesen Bauten wird die ästhetische Gestaltung bewusst eingesetzt, immer öfter greifen mittlerweile Unternehmen – vom Konzern bis zum KMU – auf die Sprache der Architektur zurück, um ihre Philosophie, Identität und Werte baulich auszudrücken. Zentralen, Filialen und Produktionsstätten sind damit mehr als nur Arbeitsorte, sie werden vielmehr zu Markenbotschaftern in 3D.
Vierzylinder und Flugzeug
Gelungene Beispiele dafür sind etwa der Erste Campus in Wien oder die BMW-Zentrale in München. Die vier Türme des 1972 fertig gestellten Gebäudes ragen wie ein überdimensionierter Vierzylindermotor in den Himmel – kein Wunder, dass der Bau, der vom Wiener Architekten Karl Schwanzer entworfen wurde, in der Bayern-Metropole auch „Vierzylinder“ genannt wird. Im gleichen Jahr gestaltete der britische Architekt James Stirling das Ausbildungszentrum des Schreibmaschinenherstellers Olivetti in Halsmere in Form einer – Schreibmaschine. Bereits zehn Jahre zuvor hat die damalige US-Fluglinie TWA ihren Unternehmenszweck baulich dargestellt: Das 1962 eröffnete TWA Flight Center am Kennedy Airport in New York sieht aus der Luft aus wie ein Flieger im Landeanflug. Noch früher, nämlich bereits 1923, meißelte der italienische Automobilkonzern Fiat seine Werte – Sportlichkeit, Innovation und Temperament – in seiner Entwicklungs- und Produktionsstätte in Turin in Stein. So befand sich unter anderem auf dem Dach des Gebäudes eine Teststrecke. Als eines der ersten Beispiele für Corporate Architecture im Unternehmensbereich gilt der deutsche Elektro- und Haushaltsgerätehersteller AEG: 1907 setzte Peter Behrens, Chefgestalter des Unternehmens, ein einheitliches Erscheinungsbild nicht nur für Produkt- und Grafikdesign, sondern auch bei Fabriksgebäuden und Arbeitersiedlung um. Ein anderes Beispiel seiner Kunst ist das Frankfurter Verwaltungsgebäude des Pharmaunternehmens Hoechst.
Für Besucher und Mitarbeiter
Mittlerweile haben wie gesagt nicht nur große Konzerne, sondern auch Mittel- und Kleinbetriebe die Corporate Architecture für sich entdeckt. Wie etwa die Winzerfamilie Hagn im niederösterreichischen Mailberg, für die guter Wein ein Kunstwerk darstellt. Dementsprechend wurde auch die im Frühjahr eröffnete Weingalerie gestaltet.
Kein Wunder, erhöht diese doch auch die Präsenz in Öffentlichkeit und Medien, sie zieht Besucher an und schafft einen hohen Wiedererkennungswert. Auch nach innen wirkt sich die Corporate Architecture aus, sagt Michael Schröckenfuchs, Architekt in Steyr. „Sie kann Abläufe, Kommunikation und somit die Arbeitsbedingungen und die Stimmung verbessern“, weiß der Architekt. In Folge steigt die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber, die Loyalität wächst. „Das Thema Corporate Architecture wird auch deshalb wichtiger, weil viele Unternehmen ihre soziale Verantwortung entdecken“, sagt Schröckenfuchs.
Als gelungen sieht er die Unternehmensarchitektur dann an, wenn sie die Firmenphilosophie widerspiegelt. Das müsse nicht immer gleich auf den ersten Blick ersichtlich sein. „Oft passt es, wenn man das erst beim zweiten Hinschauen erkennt“, sagt der Architekt, der unter anderem das Gebäude des Reifenspezialisten Eurowheel geplant hat. „Eines ist dabei ganz wichtig: Der Bauherr muss sich mit dem Gebäude identifizieren. Kann er das nicht, stelle ich persönlich lieber die Funktionalität in den Vordergrund“, sagt Schröckenfuchs. Wichtig sei daher zu erkennen, wie der Kunde tickt.
Den gesamten Artikel finden Sie in der Ausgabe 11/2018.
Foto: Michael Reidinger
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