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Auch in der Steiermark und vor allem im Raum Graz boomen nicht nur die Bauwirtschaft, sondern auch die Preise fürs Wohnen. Ist eine Mietpreisbremse wirksam, oder führt sie nur zur Vollbremsung der Wirtschaft? Von Befürwortern als richtiges Mittel gegen die stetig steigenden Wohnkosten gepriesen, von den Gegnern als wirtschaftsfeindlich gegeißelt. Doch was sind die wirklichen Preistreiber auf dem Wohnungsmarkt?
Seit 2005 sind österreichweit die Wohnkosten laut Statistik Austria im Durchschnitt um 30 Prozent gestiegen. Damit ist das Wohnen deutlich vor allen anderen Bereichen teurer geworden. Die Lohnentwicklung bleibt bei diesem Trend weit zurück. Dies bestätigt auch die kürzlich veröffentlichte Studie des „Expat City Rankings“, wonach die österreichischen Städte im internationalen Vergleich zwar hohe Lebensqualität aufweisen (Graz landet hier auf Platz 53, Wien auf Platz 56), allerdings die Lebenskosten zum durchschnittlichen Einkommen relativ hoch sind. In der Studie wird dabei auch auf die steigenden Wohnkosten verwiesen. Gründe für diese Teuerung sind einerseits die gestiegenen Grundstückspreise sowie die immer teurer werdenden Baukosten und nicht zuletzt die Betriebskosten. All das geht auf eine enorme Nachfrage am Wohnungsmarkt in den letzten Jahren zurück, die durch das Angebot kaum abgedeckt wird, trotz zahlreicher neuer Bauprojekte. Einerseits ist diese starke Nachfrage nach Wohnraum konjunkturell bedingt und vor dem Hintergrund zu sehen, dass in den Krisenjahren und auch schon davor weniger gebaut und saniert wurde. Der anhaltende Bauboom, der ungefähr 2010 richtig in Fahrt kam, wurde mit günstigen Krediten und dem Wunsch vieler Anleger nach sicheren Investments befeuert. Die plötzliche enorme Geldschwemmen, die über die Immobilienbranche hereinbrach, trieb die Preise fürs Wohnen innerhalb weniger Jahre rasant nach oben, sodass in letzter Zeit immer mehr Stimmen laut wurden, die Politik müsse der Preissteigerung einen Riegel vorschieben.
Dass das Thema Wohnen zweifelsfrei ein sozialer Faktor ist und die derzeitigen Wohnkosten für viele Menschen im Land eine zunehmende Belastung werden, steht außer Frage. Ebenso, dass man vonseiten der Politik reagieren muss. Die Mietpreisbremse ist eine oft geforderte Maßnahme. Doch bei genauerer Betrachtung treten wesentlich mehr Faktoren zutage, die effiziente Lösungen nicht so einfach machen.
Regionale Unterschiede: Abwanderung als Preisfaktor
Obwohl die steigenden Wohnkosten überall in Österreich zu beobachten sind, gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Besonders deutlich werden diese vor allem im Raum Graz. Während andere Bundesländer ein flächenmäßig besser verteiltes Bevölkerungswachstums aufweisen, fällt dies in der Steiermark sehr zentralisiert auf (siehe VCÖ Grafik). Während in den steirischen Abwanderungsregionen die Wohnkosten mancherorts sogar sinken, steigen diesen dafür umso stärker im Grazer Ballungsraum. Graz und Umgebung verzeichnen im Durchschnitt zehn Prozent Wachstum pro Jahr. Derzeit ziehen rund 5000 Menschen jedes Jahr in die steirische Landeshauptstadt. Bezieht man die Umlandgemeinden mit ein, sind es sogar noch mehr. Dieser Zuzug kann durch den neu geschaffenen Wohnraum kaum bedient werden, weswegen ein weiterer Anstieg der Preise erwartbar ist, von der Verkehrssteigerung ganz abgesehen.
Die Abwanderung einerseits und das große Wachstum in Ballungsgebieten andererseits offenbaren eine verfehlte Regionalpoli- tik der letzten Jahr- zehnte. Die Politik hat zugelassen, dass in- nerhalb der Steier- mark große Gefälle entstanden sind. Dies auszu- gleichen wird in den nächsten Jahren enormen Anstrengungen kosten. Die Stärkung der Regionen ist essenziell, um einerseits den Bevölkerungsdruck auf die Städte abzumildern, der mit vielen Folgekosten für die Infrastruktur verbunden ist, und andererseits auch die Preissteigerung im Wohnbereich zu mildern. Denn eines ist klar, wenn nur dort gebaut wird, wo der Platz eh schon knapp ist, dann steigen die Preise.
Mietpreisbremse zieht nicht!
Bislang kommen von der Politik teilweise kontraproduktive Vorschläge, wie man die steigenden Wohnkosten begrenzen kann. Eine gesetzliche Mietobergrenze würde die Entwicklung aber eher verschlimmern als verbessern. Die pauschale Begrenzung der Mieten auf einen gesetzlichen Höchstbetrag pro Quadratmeter (in der Diskussion wird immer wieder ein Betrag zwischen sieben bis zehn Euro genannt) würde zu einer Verringerung des Bauvolumens führen, da das Risiko für Investoren höher wird und die Laufzeiten für Kredite sich verlängern.
Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe.
Foto: Bernd Thaller, Flickr.com
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