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Gerne gesehen, aber bitte mit Eintritt

Städtetourismus

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Städtetourismus

Venedig wird nicht die einzige Stadt bleiben, die Tagestouristen einen Obolus abverlangt. Salzburg und Hallstatt reduzieren im ersten Schritt die Bus-Kontingente. Die einen, um das Gleichgewicht zu halten, die anderen, um nicht völlig überrannt zu werden. Kleinräumige, historische Stadtkerne quellen über und die Zuwachsraten von Gästen aus dem asiatischen Raum entwickeln sich sehr dynamisch.

Von Siegfried Hetz

Tourismus ist längst zur Industrie geworden. Das wissen die Experten wie die Touristiker. Die einen dürfen es theoretisch erörtern, für die anderen steht nach wie vor die Individualität des Gastes als Regieanweisung zuoberst auf der Liste. Für ein bestimmtes Segment, selbst wenn es im Schwinden ist, mag das ja noch immer der richtige Zugang sein. Um den Massentourismus der Zukunft, das Wort ist nicht schön, aber sehr zutreffend, halbwegs in den Griff zu bekommen, ist es notwendig, Regulierungsmechanismen einzuführen, wozu auch die Eintrittskarte für Tagestouristen zählt.Wer den Tourismus als das nimmt, was er ist – ein Industriezweig, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird –, hat auch weniger Probleme im Managen der Auswüchse.Alle Güter sind begrenzt. Am Nachmittag geht das Brot in der Bäckerei aus, zu bestimmten Zeiten sind Hotels ausgebucht, der Neuwagen hat Lieferzeiten und für das Grundstück in bester Lage sind astronomische Preise zu bezahlen. Wenn ein gewisses Kontingent an Touristen überschritten wird, muss der Schranken nach unten fallen. Das romantische Bild des Reisenden ist längst schon zu einer Schimäre geworden. Als Vorbild für die Verpackung der Klischees ist es aber immer noch ganz nützlich. Paris, die Stadt der Liebe, Venedig, der Sehnsuchtsort für den anderen Zustand, und Wien, die Metropole der Musik, die sich in Salzburg auf Mozart beschränkt. Die Bilder gehen um die Welt und die Menschen wollen diese Orte und Plätze sehen, die Koordinaten abhaken und weiterziehen. Das ist nichts Negatives, ganz im Gegenteil. Reisen ist besser, als blutig um Ideologien zu kämpfen, aber es hat seinen Preis.

Europa in sieben Tagen

Die Zahl der Tagestouristen hat drastisch zugenommen, und es werden stetig mehr. Allein die Zahl der Touristen aus China hat sich seit 2010 verfünffacht, wie Petra Stolba, Geschäftsführerin der „Österreich Werbung“, kürzlich bekannt gegeben hat. „Und 2017 hat Österreich zu den Top-drei-Destinationen in Europa gezählt.“ Chinesische Urlauber machen ungefähr 135 Millionen Auslandsreisen pro Jahr. 2025 sollen es 200 Millionen sein. Die Volksrepublik China ist mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat der Welt und der Markt mit den höchsten Wachstumsraten. Laut „Österreich Werbung“ bevorzugt die eine Hälfte der chinesischen Touristen asiatische Reisedestinationen wie Hongkong, Macao und Taiwan, während die andere Hälfte nach Europa kommt. Österreich, so die Einschätzung der Experten, soll sich auf wachsende Touristenzahlen aus China einstellen. 2018 kamen etwa 900.000 Touristen aus China nach Österreich. Das bedeutet um 8,2 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ganz oben auf der Liste stehen die klassischen Destinationen Wien, Innsbruck, die Stadt Salzburg sowie Hallstatt und zunehmend auch St. Wolfgang. Die durchschnittlicheVerweildauer in Österreich betrug im abgelaufenen Jahr 1,4 Nächtigungen. Zwei Drittel der Übernachtungen entfallen davon auf die Sommersaison.

Die dynamischen Zuwachsraten betreffen freilich nicht nur den chinesischen Markt. „Asien“, so Stolba, „ist ganz klar eine unserer wichtigsten touristischen Regionen mit den höchstenWachstumsraten.“ So kommen Touristen aus Südkorea, Japan, Indien und Taiwan insgesamt auf etwa 1,4 Millionen Nächtigungen. Für 2019 rechnet Planet Payment – ein international tätiges Unternehmen im Finanztransaktionsbereich – mit einer Fortsetzung der bisherigen Trends: leicht rückläufige Einkäufe russischer Gäste, dafür ein kräftiges Plus bei Kunden aus China und Hongkong, Thailand, Taiwan und Südkorea. Für die nächsten drei Monate seien um 40 Prozent mehr Ankünfte von Touristen und Touristinnen aus China in Österreich prognostiziert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Europa in sieben Tagen bedeutet durchschnittlich ein bis zwei Übernachtungen pro Land und zwei Städtedestinationen.

Die Stadt als Gesamtpaket

Um die zunehmenden Touristenströme leichter zu integrieren und relevante Infrastrukturen auszubauen, sollte damit begonnen werden, dass Städte sich als Gesamtpaket vermarkten, wobei die Tages-Eintrittskarte neben der Stadt an sich auch ausgewählte Sehenswürdigkeiten umfasst. Das Angebot soll in drei Kategorien gestaffelt werden. Der Erlös aus den Eintrittsgeldern für die Stadt an sich soll für die touristische Infrastruktur, wie zum Beispiel ausgebaute Busterminals und WC-Anlagen, verwendet werden. Da insbesondere Touristen aus den asiatischen Ländern fast ausschließlich mit Bussen durch Europa reisen, sind die Terminals entsprechend auszubauen und auszustatten, um den notwendigen Komfort an Lounges, gekoppelt mit Shops, Boutiquen und gastronomischer Versorgung, anbieten zu können.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe WNW.

Foto: Ferienregion Dachstein Salzkammergut/Kraft. Hallstatt

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