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Trinkwasser
Ohne das kostbare Nass kein Überleben! Doch im 21. Jahrhundert verschärft sich der Kampf um Zugang zu Trinkwasser erheblich. Die Alpenregion ist der Wasserspeicher Mitteleuropas und Österreich besitzt zusammen mit der Schweiz die größten Trinkwasserreserven des Kontinents. Grund genug, um anlässlich des Weltwassertages am 22. März einen genaueren Blick auf die wichtigste Ressource der Menschheit zu werfen.
Von Stefan Rothbart
Österreich ist das „Wasserschloss“ Europas. Prozentuell auf die Landesgröße gerechnet, verfügt nur die Schweiz über noch größere Reserven. 98 Milliarden m3 Wasser beträgt die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in Österreich. Zusätzlich kommen noch 30 Milliarden m3 durch Zuflüsse aus benachbarten Ländern dazu. Ca. 44 Milliarden m3 gehen durch Verdunstung verloren, sodass das jährliche Wasserangebot abzüglich der Verdunstung bei rund 83 Milliarden m3 Wasser liegt (Quelle: ÖVGW).
Circa ein Drittel der Wasserreserven entfällt dabei auf das Grundwasser, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen West- und Ostösterreich gibt. Die gesamte jährliche Wassernutzung in Österreich beträgt rund 2,6 Milliarden m3 , was ungefähr drei Prozent der verfügbaren Wassermenge entspricht. Rund 97 Prozent der Wasserreserven in Österreich bleiben also weitgehend ungenutzt. Laut Statistik Austria ist mit fast 60 Prozent die Industrie der größteWassernutzer, gefolgt von 35 Prozent für die Trinkwasserversorgung und nur rund fünf Prozent für die Landwirtschaft. Laut der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) könnte Österreich bis zu 440 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgen, ohne die Reserven dabei anzurühren. Abgesehen von regionalen und saisonalen Schwankungen ist die Wasserversorgung in unserem Land also mehr als gesichert und mehr noch: Österreich hat Reserven, um theoretisch einen Großteil der rund 512 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürger mit Wasser zu versorgen. Inklusive der Wasserreserven, also jener Mengen, die in Seen und Gletschern sowie in tiefen Grundwasserschichten gelagert sind, verfügt Österreich über rund 122,5 Milliarden m3 Wasser.
Wasser als strategische Ressource
Wasser ist keineswegs überall in Europa, geschweige denn auf der ganzen Welt in so komfortablen Mengen vorhanden wie in Österreich. Allein die Wasserqualität ist in vielen Ländern bereits ein Problem, sodass vorhandene Reserven oft gar nicht oder nur mit erheblichem Aufwand als Trinkwasser genutzt werden können. Laut Europäischer Union lebt nahezu die Hälfte der europäischen Bevölkerung in Gebieten mit Wasserknappheit. Die Wasserknappheit in der EU betrifft 33 große Flusseinzugsgebiete mit hoher Bevölkerungsdichte, wobei das Hauptproblem nicht die zu geringen Wassermengen wären, sondern die zu hohe jährliche Wasserentnahme. Durch den Klimawandel kommt es zusätzlich zu einer Verschärfung der Situation. Längst haben große Konzerne wie Nestlé erkannt, dass sich mit dem steigenden Wasserbedarf auch Geld verdienen lässt. Und genau darin liegt oft das Problem!
Liberalisierung führte zu Verschlechterungen
In den letzten Jahrzehnten gab es in vielen europäischen Ländern einen Trend zur Liberalisierung und Privatisierung derWasserversorgung. In Österreich hingegen ist ein Großteil der insgesamt 5500 Wasserversorgungsunternehmen in öffentlicher Hand, während viele Kommunen in Frankreich oder Spanien die Wasserversorgung ausgelagert hatten. Dadurch kam es jedoch eher zu einer Verschlechterung der Situation. Steigende Preise und sinkende Qualität führten dazu, dass Gemeinden wieder dazu tendieren, die Wasserversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Laut einer Studie der TU Wien im Auftrag der Arbeiterkammer und des Städtebundes wirkt sich die Privatisierung der Wasserversorgung negativ aus. Die EU plant jedoch mit der neuen Trinkwasserrichtlinie, die Liberalisierung voranzutreiben.
EU-Trinkwasserrichtlinie schießt über das Ziel hinaus
Nicht nur dass die Vergabe von Konzessionen an Private erleichtert werden soll, sondern auch drastische Kostenerhöhungen werden durch die neue EU-Richtlinie befürchtet. So sieht der Entwurf der EU-Kommission eine Verschärfung der Qualitätsüberprüfung vor. Dies bedeutet aber vor allem für kleine Wasserversorgungsunternehmen und für viele kommunale Wasserdienste erheblichen Mehraufwand, der mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist. EU-Abgeordneter Lukas Mandl (ÖVP) sieht darin das Subsidiaritäts-Prinzip verletzt. Für Österreich mache das keinen Sinn. Befürchtet wird, dasssomit großen Konzernen der Zugriff auf die kommunale Wasserversorgung erleichtert werden könnte, da sich mit der neuen Richtlinie nur mehr die großen Anbieter den Mehraufwand leisten könnten. Eine EU-weite Bürgerinitiative will dagegen vorgehen. Für andere EU-Länder macht die Qualitätsverbesserung durchaus Sinn, wobei überall die Regel ist, dass Privatisierungen in der Wasserversorgung zu Verschlechterungen geführt haben. Ziel ist es jedenfalls, dass EU-Bürgerinnen und Bürger mehr Leitungswasser konsumieren sollen und dadurch der anfallende Plastikmüll durch Trinkflaschen verringert wird.
Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe der WN-D.
Foto: canva
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