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Revolution im Kuhstall

Landwirtschaft 4.0

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Landwirtschaft 4.0

Melkroboter, GPS-gestütztes Aussäen und andere digitale Hilfen halten auf heimischen Bauernhöfen Einzug. Sie helfen, den Betrieb entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette effizienter zu gestalten.

Von Ursula Rischanek

Die Industrie 4.0 ist in aller Munde. Aber auch die Landwirtschaft befindet sich mitten in der vierten Revolution und – analog zur Industrie – auf dem besten Weg zur Landwirtschaft 4.0. „Die Digitalisierung ist ein heißes Thema“, sagt Wolfgang Weichselbraun, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft und Technik in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Und zwar in allen Bereichen, allerdings je nach Betrieb und Interesse des Betriebsführers in unterschiedlicher Intensität.

Auf den Höfen hält die Digitalisierung in vielen Formen Einzug: Die Wetter-App der niederösterreichischen Lagerhäuser beispielsweise liefert den Landwirten stündlich aktualisierte Daten über Lufttemperatur, Feuchtigkeit, Wind und Niederschlag. Aus den Daten wird auch eine Prognose erstellt, etwa das Gefährdungspotenzial diverser Schädlinge aufgrund der Witterung betreffend. Das Portal „On Farming“ der Lagerhäuser unterstützt die Landwirte beispielsweise bei den immer höher werdenden Anforderungen von Betriebsplanung und Dokumentation in Zusammenhang mit Flächenverwaltung, Anbauplanung, Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz. Intelligente Ohrmarken für Kühe ermöglichen nicht nur deren Ortung in Echtzeit, sondern erkennen auch, wann die Tiere brünstig sind, und überwachen gleichzeitig die Wiederkau-Tätigkeit. Transponder-Halsbänder liefern ebenfalls individuelle Daten der Kühe. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass das Tier die benötigte Menge an Kraftfutter aus dem Automaten erhält. Ebenfalls bereits State of the Art in Österreichs Ställen sind Weichselbraun zufolge Melkroboter. Die automatischen Melksysteme melken nicht nur die Tiere, sondern zeichnen auf, welche Kuh wann wie viel Milch gegeben hat. „Anhand dieser Daten kann beispielsweise ein etwaiger Nährstoffmangel abgeleitet werden“, erklärt Weichselbraun.

Satelliten, Drohnen und viele Daten

Auch auf den Äckern kommen digitale Helfer zum Einsatz. Satelliten erfassen regelmäßig das Erscheinungsbild des Pflanzenbestandes oder die Bodenbeschaffenheit. Anhand dieser Bilder erkennt der Landwirt, wie viel er an welcher Stelle düngen muss. Hackroboter und Feldspritzen wiederum erkennen Unkräuter immer zielgenauer. „Zentimetergenau“, wie Weichselbraun sagt. GPS-assistierte Traktorlenksysteme versprechen gezielte Wendevorgänge, optimale Arbeitsgeschwindigkeiten und reduzierte Überlappungen und schonen so Ressourcen. Drohnen hingegen kommen beispielsweise bei der Bekämpfung von Schädlingen wie dem Maiszünsler zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe wird deren Feind, nämlich die Larven von Schlupfwespen, abgeworfen. Die Liste ist noch lang: Jäger oder Landwirte können mittels Wärmebildkamera Rehkitze aufspüren und diese so vor dem Tod durch Erntefahrzeuge retten, Mähdrescher können die Ernte teilflächenspezifisch erfassen und auch die Maschinen selbst werden immer intelligenter. Nämlich in dem Sinn, dass Erntemaschinen und Traktoren mittels eingebauter Telemetriesysteme beispielsweise mit dem Hersteller vernetzt sind. Diese können Fehlercodes abrufen und eine Ferndiagnose oder Fernwartung des Fahrzeuges durchführen. Aber auch der Landwirt kann Daten wie Arbeitsfortschritt, bearbeitete Flächen oder Treibstoffverbrauch über ein Webportal abrufen.

Mehr Effizienz

Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand: Effizienz und Effektivität werden gesteigert, die Arbeit erleichtert. „Das ist insofern wichtig, weil der Zwang zur Optimierung und Kostensenkung in der Landwirtschaft nach wie vor besteht“, sagt Weichelbraun. Und auch die Umwelt kann sich freuen, wenn Dünger oder Pflanzenschutzmittel zentimetergenau und in der exakt benötigten Menge ausgebracht werden. Wobei: Nicht jede Technologie rechnet sich für jeden Betrieb. „Ein Melkroboter beispielsweise macht erst ab 60 oder 70 Kühen Sinn“, weiß der Experte. Unterstützung bei der Anschaffung verschiedener Technologien bieten in manchen Bundesländern Förderungen. So wird in Niederösterreich seit zwei Jahren der Ankauf von GPS-unterstützten Lenksystemen im Rahmen der einzelbetrieblichen Investitionsförderung subventioniert. „In den letzten zwei Jahren gab es dafür in der Landwirtschaftskammer 700 Anträge“, erzählt Weichselbraun. Bei kleinstrukturierten Betrieben kann bei manchen Technologien auch eine Maschinengemeinschaft eine Lösung für eine Amortisation bieten.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe der WN-D.

Foto: Fertnig

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