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“Japanisierung” Europas
Japans Wirtschaft ist stabil, innovativ und erfolgreich, und das obwohl das Land seit Jahren allen ökonomischen Regeln zu trotzen scheint. Enorm hohe Staatsverschuldung, geringes Wirtschaftswachstum, alternde, kaum wachsende Gesellschaft, so gut wie keine Zuwanderung, starre Geschlechterrollen und kaum soziale Durchlässigkeit. Ein Bericht darüber, warum die japanische Wirtschaft trotz aller Regeln funktioniert und warum Europa immer mehr „japanisiert“ wird.
Von Stefan Rothbart
Die Wirtschaftsgeschichte Japans ist von Anfang an bemerkenswert. Bis in die 1850er-Jahre war Japan ein vollkommen isolierter Inselstaat, der weder Handel noch Kontakte zur Außenwelt pflegte. 1854 erzwang der US-amerikanische Admiral Mathew Calbraith Perry auf brachiale Art und Weise die wirtschaftliche Öffnung Japans.
Industrialisierung im Schnelldurchlauf
Von da an ging alles rasend schnell. Japan öffnete sich dem Welthandel und durchlief in nur wenigen Jahrzehnten nicht nur eine industrielle, sondern auch eine gesellschaftliche Revolution. Das Land, welches noch tief im Feudalismus verhaftet war und über so gut wie keine Rohstoffe verfügte, wurde im Schnelldurchlauf zu einer modernen Industriegesellschaft und zum ersten industrialisierten Land in Asien. Die imperialen Ansprüche Japans führten direkt in den Zweiten Weltkrieg und endeten verheerend. Doch umso beeindruckender war das nach 1945 folgende Wirtschaftswunder.
Wirtschaftswunder in Fernost
Zwischen 1960 und 1990 fand ein beinahe ungebremstes Wachstum statt, welches Japan auf den zweiten Platz der Wirtschaftsnationen hinter den USA katapultierte. Japan wurde zum Elektronikgiganten der Welt. Die Autoindustrie machte Deutschland und den USA massive Konkurrenz und Toyota stieg zeitweise zum größten Automobilkonzern auf. Die Preise für Immobilien, vor allem der Gewerbeimmobilien, schossen Anfang der 1990er-Jahre um 500 Prozent in die Höhe. Dann kam der große Fall. Die japanische Regierung reagierte damals mit Niedrigzinsen, um die Investitionen weiter anzukurbeln. Maßnahmen, die denen der Europäischen Zentralbank in der Krise von 2010 bis heute sehr ähnlich waren.
Einbruch des Wirtschaftswachstums
Das Wirtschaftswachstum erreichte in den 1970er-Jahren zeitweise beinahe 13 Prozent. Vor dem Platzen der Blase Anfang der 1990er-Jahre betrug es immer noch zwischen fünf und sechs Prozent, dann kam dergroße Einbruch auf ein bis zwei Prozent. Von2009-2010 kam eine Phase hoher Volatilität. Das Wirtschaftswachstum brach auf -5,4Prozent (2009) ein und kletterte im nächsten Jahr wieder auf 4,4 Prozent (2010) undmachte dann eine stagnierende Seitwärtsbewegung zwischen ein und 1,5 Prozent. Japans Wirtschaft ist auf europäischem Niveau angekommen und stagniert nun seit rund einem Jahrzehnt. Doch genau diese Entwicklung ist bemerkenswert und trotzt eigentlichallen ökonomischen Regeln.
Wider alle Regeln
Trotz des wirtschaftlichen Falls ist Japan keineswegs als Wirtschaftsmacht abgestiegen. 2018 war Toyota immer noch das sechstgrößte Unternehmen der Welt, noch vor Volkswagen. Unter den größten Wirtschaftsnationen hält sich Japan hartnäckig auf dem 3. Platz hinter den USA und China und noch vor Deutschland. Die japanische SoftBank Group wird bereits als neuer Hightech-Gigant im Bereich der Robotik und künstlichen Intelligenz gehandhabt. Japan stützt seit Jahrzehnten seine Wirtschaft mit niedrigen Zinsen. Die europäische Zentralbank kopiert diesen Weg aktuell. Europa wird finanzpolitisch „japanisiert“. Eine Entwicklung vor der viele Ökonomen warnen, doch die europäische Fokussierung auf Staatsschulden, Zinsen und Inflation ist eben nicht die Antwort auf alles. In Japan stabilisiert die Geldmengenpolitik der Zentralbank die Wirtschaft trotz gewisser Probleme seit Jahren sehr erfolgreich.
Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe der WN-D.
Foto: pexels.com
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