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Noch immer zu wenig Frauen in absoluter Spitze

Frauenquote

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Führungspositionen und Aufsichtsräte

Auch wenn die Frauenquote für Aufsichtsräte wirkt, sind Führungspositionen nach wie vor eine Männerdomäne. Brigitte Bierlein indes zeigt vor, wie es gehen kann. 

Von Ursula Rischanek

Im Kabinett der Übergangskanzlerin sind fünf Ministerinnen vertreten – mit Bierlein zusammen besteht die Regierung erstmals in der Geschichte Österreichs zu 50 Prozent aus Frauen. Damit spiegelt diese Regierung die Tatsachen wider: Immerhin sind von den rund 8,7 Millionen Österreichern 51 Prozent Frauen. Zum Vergleich: Unter Sebastian Kurz (ÖVP) lag der Frauenanteil bei 37,5 Prozent, unter Alfred Gusenbauer (SPÖ) waren es immerhin 40 Prozent. Noch weiter vom Gleichgewicht der Geschlechter ist der Nationalrat entfernt: Von den 183 Abgeordneten sind derzeit 68 Frauen (37,16Prozent). Es geht auch anders: In Deutschland hat Brandenburg als erstes Bundesland im Jänner eine Frauenquote beschlossen. Das neue Gesetz tritt im Sommer 2020 in Kraft, zur Anwendung kommt es bei den nächsten regulären Wahlen im Jahr 2024. Ab dann soll im Landtag Geschlechterparität herrschen. Um das zu erreichen, müssen künftig Frauen und Männer abwechselnd auf den Wahllisten der Parteien aufgeführt werden. Thüringen und Berlin wollen nachziehen und haben ebenfalls angekündigt, mehr Frauen in ihre Parlamente holen zu wollen. Ganz ohneWiderstand geht der Schritt zur Gleichberechtigung in der Politik nicht: Verschiedene Parteien in Brandenburg haben gegen das Gesetz Verfassungsklagen angekündigt.

Die Quote wirkt – zum Teil

Von einer Quotenregelung in der Politik ist in Österreich nicht die Rede. Sehr wohl gibt es hier nach dem Vorbild Deutschlands, Norwegens oder Islands seit Jänner 2018 eine Quotenregelung für Aufsichtsräte. Demnach müssen börsenotierte Unternehmen 30 Prozent der Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzen. Die Quote gilt allerdings nur für Neubestellungen und nur für jene Betriebe, deren Aufsichtsrat aus mindestens sechs Kapitalvertretern besteht und deren Belegschaft zu 20 oder mehr Prozent aus Frauen besteht. „Die Quote zeigt Wirkung“, heißt es dazu beim Prüf- und Beratungsunternehmen EY. Demnach stieg der Frauenanteil im ersten Halbjahr (Stichtag: 31. Juli 2019) in den Aufsichtsräten der im Wiener Börsen Index gelisteten Unternehmen von 23,1 Prozent auf 25,9 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Mixed Leadership Barometer Österreich von EY hervor. Trotz des Fortschritts besteht Aufholbedarf, heißt es bei EY: So erfüllt jeder dritte Aufsichtsrat die Quote noch nicht. In Norwegen hat es übrigens vier Jahre gedauert, bis die börsenotierten Unternehmen dort die Quote, die bei 40 Prozent liegt, erfüllt haben.

Keine Folgen im Management

Die Hoffnung, dass der Einzug von mehr Frauen in den Aufsichtsrat, positive Auswirkungen auf die Managementebene zeigt, haben sich bisher nicht erfüllt. EY zufolge sind nur 7,3 Prozent der Vorstandsmitglieder in den im Wiener Börsen Index gelisteten Unternehmen weiblich. Oder anders gesagt: Von 205Vorständen sind fünfzehn Frauen – immerhin um zwei mehr als vor einem Jahr. Auch langfristig wird sich daran nicht viel ändern: Denn Frauenquoten für Aufsichtsräte können die gläserne Decke nicht zum Bersten bringen, wie eine im Februar präsentierte empirische Studie der Ökonominnen Agata Maida von der Universität Mailand und Andrea Weber von der amerikanisch-ungarischen Privatuniversität CEU zeigt. Untersucht wurde dabei die Situation in Italien, wo die Quote seit dem Jahr 2012 gilt. Zwar hat sich die Zahl der weiblich besetzten Aufsichtsratsposten seit der Reform vervierfacht (auf 758 Mandate im Jahr 2017). Doch weder im Top-Management noch auf anderen hochdotierten Positionen erhöhte sich dadurch der Frauenanteil, heißt es in der vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlichte Studie. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam vor einigen Jahren eine Studie in Norwegen, wo die Frauenquote in Verwaltungsräten schon seit 2003 gilt.

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Foto: iStock.com/jacoblund

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