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Fachkräftemangel
Österreichs Handwerksbetriebe und Gewerbeunternehmen müssen neuerdings Aufträge ablehnen, weil sie zu wenig Facharbeiter finden. Das Problem ist seit Jahren bekannt, teilweise hausgemacht und eine Lösung scheint nicht in Sicht.
Von Marie-Theres Ehrendorff
Die Konjunktur läuft aufgrund der gestiegenen Inlandsnachfrage besser als in Deutschland, trotzdem haben wir mit denselben Problemen zu kämpfen wie unser großer Nachbar: Handwerker und Facharbeiter dringend gesucht! Der leergefegte Arbeitsmarkt wird für den österreichischen Mittelstand immer bedrohlicher. Vier von zehn mittelständischen Betrieben verzeichnen bereits Umsatzeinbußen, was das Wirtschaftswachstum allgemein massiv dämpft. Mehr als 200.000 Fachkräfte fehlen derzeit am Arbeitsmarkt. So wurden im ersten Halbjahr jedenfalls 220.000 Fachkräfte gesucht. Das bestätigt auch der Fachkräfteatlas des Personalberaters StepStone Österreich, eine Analyse auf Grundlage einer österreichweiten Untersuchung von Stellenausschreibungen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen für das erste Halbjahr 2019. Bei Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ist diese Situation besonders virulent. „83 Prozent der österreichischen Mittelstandsunternehmen finden keine geeigneten Fachkräfte. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil jener Unternehmen, die den Fachkräftemangel als Gefahr für die Entwicklung des eigenen Betriebssehen, von 59 auf ganze 69 Prozent an“, betont Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich. Der Anteil der Betriebe, die laut eigener Aussage große Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften haben, liegt seit 2018 gleichbleibend bei 30 Prozent – 2015 waren es noch 15 Prozent. Weitere 53 Prozent geben an, dass ihnen die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern „eher schwer“ fällt, ist die derzeitige Erkenntnis einer Studie unter 900 österreichischen KMU.
Das Niveau der neu geschaffenen Planstellen bleibt gleichzeitig fast unverändert hoch: 32 Prozent planen, 2019 ihre Belegschaft aufzustocken – im Jänner 2018 waren es 35 Prozent. In Wien gaben sogar 45 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Mitarbeiterzahl steigen wird. Österreichweit gehen lediglich sechs Prozent davon aus, dass ihre Mitarbeiterzahl sinken wird. „Die Wirtschaft boomt weiterhin, die Konsumbereitschaft ist groß und die österreichischen Unternehmen haben volle Auftragsbücher. Die Zeichen für 2019 stehen wie auch 2018 auf Wachstum“, kommentiert Lehner, Experte für den Bereich Mittelstand. „Allerdings setzt die Situation auf dem Arbeitsmarkt dem Wachstum Grenzen. Regional herrscht in Österreich teilweise Vollbeschäftigung, gut ausgebildete Fachkräfte können sich ihren Arbeitgeber längst aussuchen. Gerade kleinere Unternehmen, die mit bekannteren börsennotierten Unternehmen um Arbeitskräfte buhlen, können dadurch Stellen oft nur mühsam oder gar nicht besetzen.“
Umsatzeinbußen durch Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel macht nicht nur den Personalabteilungen Kopfzerbrechen, sondern kostet die Betriebe insgesamt viel Geld. 40 Prozent der KMU beklagen bereits Umsatzeinbußen, fünf Prozent verlieren durch den Fachkräftemangel sogar mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes. Besonders schwerwiegend sind die Folgen des Fachkräftemangels in der Immobilienbranche und im Bereich Transport und Verkehr: 16 Prozent der heimischen Immobilien- und 15 Prozent der Transportunternehmen büßen mehr als fünf Prozent Umsatz ein, weitere 41 Prozent in den beiden Branchen bis zu fünf Prozent. Auch 48 Prozent der Tourismusunternehmen klagen über Umsatzeinbußen. „Die Branchen, die besonders stark von der guten konjunkturellen Entwicklung profitieren, haben auch besonders große Probleme, mit dem eigenen Wachstum Schritt zu halten“, so Lehner. Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich, beobachtet, dass die derzeit noch gute Konjunktur und der digitale Wandel die Nachfrage nach erfahrenen Profis im technischen Bereich befeuern. „Kandidaten in dem Bereich können sich längst aussuchen, wo sie einsteigen. Wer sie an Bord holen will, muss ihnen individuell attraktive Angebote machen – und sie entsprechend bezahlen.“
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Foto: 123rf.com
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