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Das neue Altern als Wirtschaftsfaktor


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Pensions-, Pflege- und Gesundheitsbereich erfordern Umbau

Gesundes Altern heißt das Motto, mit dem die heutigen und zukünftigen „neuen Alten“ vom Staat eine Anpassung der Rahmenbedingungen einfordern. Das hat mit Menschenrechten zu tun, aber auch mit Zukunftssicherung und einer intelligenten Verwendung von Mitteln und Ressourcen.

Von Siegfried Hetz

Alter müsste Konjunktur haben, ist es doch der Lebensabschnitt, der sich in den vergangenen Jahrzehnten durch die Zunahme der Lebenserwartung am stärksten verändert hat. Im Vergleich zum Jahr 1970 sind Frauen aktuell 8,2 Jahre länger in Pension und Männer 7,8 Jahre. Das heißt konkret, dass Frauen durchschnittlich 26,7 Jahre in Pension sind und Männer 21,5 Jahre. Noch ist die Tendenz steigend. Und Konjunktur müsste in diesem Zusammenhang bedeuten, dass sehr genau darauf geschaut wird, ob die vorhandenen Strukturen mit den gegenwärtigen Erfordernissen noch kompatibel sind. Schon ein erster Blick, aber auch das folgende intensivere Hinschauen machen deutlich, dass es hier allergrößten Handlungsbedarf gibt. Warum in Österreich dieser gravierende Zuwachs an Lebenserwartung nicht schon längst zu einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit geführt hat, was wiederum eine Stärkung der Position älterer Menschen am Arbeitsplatz nach sich gezogen hätte, ist wohl der Sozialdemokratie und dem Einfluss der Arbeitnehmerverbände zuzuschreiben, die nach wie vor wider alle politische Vernunft und Erkenntnisse der Gesundheitsforschung einer frühen Pensionierung das Wort reden. Allein, es hat nicht gefruchtet. Die Wähler, auch die älteren, sind doch nicht geblieben und wählen wie bei der letzten Nationalratswahl gerne konservativ, sprich Türkis. Die ÖVP mag das freuen, die Gesellschaft weniger, denn auch die ÖVP neigt dazu, den SPÖ-Fehler zu wiederholen und die Alten im Umfeld von Wahlen als Stimmvieh anzufüttern, wie das heuer im Sommer im Zuge des „freien Spiels der Kräfte“ im Parlament praktiziert wurde.


Anpassung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters

Was fehlt und sträflich vernachlässigt wird, sind neue Rahmenbedingungen, die der höheren Lebenserwartung gerecht werden. Im Pensionsbereich müsste sich das zwingend in einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters niederschlagen, die selbstverständlich zeitgleich eine raschere Anpassung der Voraussetzungen bei Frauen und Männern nach sich zu ziehen hätte. Kurzfristig sollte das gesetzliche Pensionsantrittsalter für beide Geschlechter auf 67 und mittelfristig auf 70 Jahre, wie vor Kurzem auch von Pensionsexperten der EU-Kommission sowie von OECD und Internationalem Währungsfonds gefordert, angehoben werden. Übergangszeiten und Anpassungsregelungen geben genügend Spielräume für Ausnahmelösungen in bestimmten Berufsbereichen. Solch eine Anhebung entspräche nicht nur den Erfordernissen auf budgetärer Ebene, damit die Staatszuschüsse für die Finanzierung der Pensionen nicht ins Kraut schießen, sie würde auch zu einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt führen. Der Facharbeitermangel könnte etwas reduziert werden und mehr ältere Arbeitnehmer hätten Chancen auf einen Arbeitsplatz. Bevor die Politik hier nicht den dringend notwendigen Paradigmenwechsel vollzieht, bleiben Pensionsfinanzierung und Arbeitschancen älterer Arbeitnehmer ein prekäres Thema. Damit wird die Politik der älteren Generation und den sich verändernden Erfordernissen keinesfalls gerecht und es bleibt abzuwarten, ob und in welcher Form die Alterssicherungskommission der nächsten Bundesregierung Vorschläge unterbreiten wird. 

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Foto: iStock.com/Ljupco

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