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Die energetische Singularität


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Ein komplexes System

Die Frage der Energiegewinnung ist vermutlich die zentralste unserer Zeit. Wie viel Energie werden wir in Zukunft brauchen, wenn E-Mobilität Einzug hält, wir immer mehr elektronische Geräte nutzen und die globale Datenvernetzung immer mehr Strom verschlingt? Welche Energiequelle ist zudem die klimafreundlichste? In der komplexen Energiewirtschaft haben kleine Ursachen oft große Wirkung. Was passiert, wenn weltweit erneuerbare Energien plötzlich günstiger werden als fossile?

Von Stefan Rothbart

Energiegewinnung ist nicht nur die zentralste Herausforderung unserer Zeit, sondern auch ein komplexes System. dazu passt ein Zitat eines ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers: „Es ist alles sehr kompliziert.“ Fred Sinowatz, von dem dieses Zitat stammt, sagte in der Regierungserklärung vom 31. Mai 1983 aber auch noch, dass man den Mut haben muss, auf diese Kompliziertheit hinzuweisen und zuzugeben, dass es perfekte Lösungen für alles und jeden nicht gibt. auf die Frage der weltweiten Energiegewinnung scheint dieser Satz geradezu paradigmatisch zu passen. Wir haben es nämlich mit einem komplexen, bisweilen chaotischen System zu tun, in dem immer mehr Faktoren zusammenkommen und Entwicklungen kaum überschaubar sind. Energiegewinnung ist in der heutigen Zeit schon alleine deshalb so komplex, weil einerseits unsere Gesellschaft überwiegend nur mehr mit der Nutzung von Energie funktioniert. das Ausmaß der Energieabhängigkeit aller Lebensbereiche war noch nie in der Geschichte so umfassend wie heute. Andererseits steht die Energiewirtschaft in hochgradiger Vernetzung mit ökonomischen Faktoren und Marktentwicklungen sowie mit Umwelteinflüssen und der Verfügbarkeit von Rohstoffen. Die zahlreichen Interdependenzen, die dieses System hervorbringt, erzeugt immer mehr Singularitäten, die wir nicht vorhersehen können, was es umso schwerer macht, richtige Entscheidungen zu treffen. Kleine Ursachen können große Wirkung haben, wie etwa die Bürger von Paris am 27. November 2019 erfahren mussten, als für kurze Zeit fast in der gesamten Stadt der Strom ausfiel, nur weil in einem Umspannwerk eine kleine Störung auftrat. Noch immer ungeklärt ist weiters der beispiellose Blackout vom Juni 2019 in weiten Teilen Südamerikas, wo 47 Millionen Menschen in Argentinien und Uruguay plötzlich keinen Strom hatten. Als wahrscheinlichster Grund wird eine Überlastung des Stromnetzes genannt. Es haben einfach zu viele Menschen gleichzeitig zu viel Energie genutzt. Dieser kurze Verweis soll nur verdeutlichen, wie fragil Energiesysteme sind und wie unvorhersehbar sich Entscheidungen auswirken können.

CO2 steigt trotz erneuerbarer Energien

Am 25. November 2019 schockierte die Weltwetterorganisation (WMO) mit einem erneuten Anstieg der CO2-Konzentration von 405,5 ppm auf einen „Rekordwert“ von 407,8 ppm. Das kommt einer Steigerung von 0,57 Prozent gleich. Natürlich wird dieser Anstieg dem vom Menschen verursachten Ausstoß zugeschrieben. Ungeachtet einiger statistischer Widersprüchlichkeiten (menschliches CO2 macht rund zwei bis drei Prozent des gesamten CO2 aus, bei einem Gesamtanstieg von 0,57 Prozent müsste der menschliche Ausstoß um rund 30 Prozent gestiegen sein, damit der Wert alleine menschlichem Handeln zuzuschreiben wäre) zeigt dies, dass die bisherigen weltweiten Bemühungen, CO2 zu reduzieren – und Hand aufs Herz, hier wird teilweise schon sehr viel gemacht –, bis vollends verpufft sind. Jetzt kann man entweder sagen, die Bemühungen sind noch nicht ausreichend, es muss noch viel mehr zur Co2-Reduktion getan werden, oder man kommt zu dem Schluss, dass die bisher erdachten Maßnahmen schlicht und einfach nicht effektiv sind. Angesichts dessen hat man den Eindruck, dass sich Politik und Wirtschaft bisweilen kaum der Herausforderung bewusst sind, vor der wir stehen. Der Umbau des Energiesystems auf nachhaltige Quellen ist eine Mammutaufgabe, die uns nicht nur vor technische Fragen stellt, sondern auch vor ökonomische, ökologische, soziale und quantitative.

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Foto: Cyberrange Foto Gettyimages/ait

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