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Transhumanismus

Der Wunsch nach Unsterblichkeit sowie die Angst vor einer von uns geschaffenen, aber potenziell überlegenen Technologie lässt den Transhumanismus zu einem milliardenschweren Wirtschaftszweig heranwachsen.

Was, wenn Mensch und Maschine eins werden? Was, wenn Maschinen so intelligent werden, dass sie beseelt wirken und der Unterschied zwischen Mensch und Maschine verschwimmt? Wenn künftig maßgebliche Entscheidungen an Rechenprogramme ausgelagert werden, die eigenständig Datensätze verarbeiten und Handlungsanweisungen geben, ist dann nicht der Mensch in Gefahr, seine Seele zu verlieren? Der Gedanke, dass der Mensch beseelt sei und auch Tiere und Pflanzen eine Seele haben können, ist so alt wie die Menschheit. Die alten Ägypter hatten ein ausgefeiltes Konzept der Existenz von gleich drei Seelenaspekten (Ka-Ba-Ach). Aristoteles definiert sie bescheidener – als das „Prinzip der belebten Wesen“. Wer im Sinne des modernen Zeitgeistes glaubt, nur das unmittelbar Beobachtbare sei objektiv vorhanden, tritt dem Begriff meist mit Skepsis gegenüber. Vorstellungen von einem unsterblichen Anteil im Menschen sind in allen Kulturen seit jeher präsent – und bis heute ein prägender Teil geblieben. Löst sich die Vorstellung von Seele im Zeitalter der Digitalisierung in Nullen und Einsern auf? Diese provokante These vertreten die Anhänger des Transhumanismus. Die Grenzen menschlicher Existenz, so auch die Sterblichkeit, stellen sie infrage und arbeiten an einem möglichen Zukunftsszenario, worin die Identität einer menschlichen Person „ausgelesen“ und auf einem Datenträger geladen werden kann, um sie sodann einem anderen Organismus einzupflanzen. Die gegenteilige Position vertritt der österreichische Künstler, Autor und Dichter André Heller. Seinen Garten in der Nähe von Marrakesch, dem er nach dem lateinischen Wort für Seele den Namen „Anima“ gegeben hat, sieht er als einen Hort des Seelenheils. Es ist ein paradiesischer Garten voller beseelter Natur. Von einer technisierten, schnelllebigen Welt findet sich hier keine Spur. Seele ist für Heller nicht das künstlich Geschaffene, sondern die „Vielfalt dieses Ausbildungsprogramms Erde“.

Science-Fiction oder bald Realität?

Geht es allerdings nach dem „Gartner Report“, der im Vorjahr von der Gartner, Inc. – einem US amerikanischen Forschungs- und Beratungsunternehmen – veröffentlicht wurde, ist diese Entwicklung zum Transhumanismus, die u.a. von prominenten Protagonisten aus dem Silicon Valley, wie etwa Elon Musk, mitgetragen wird, kaum noch aufzuhalten. Im nächsten Jahrzehnt wird demnach die Menschheit ihre „transhumane“ Ära beginnen: Die Biologie kann dann je nach Lebensstil, Interessen und gesundheitlichen Bedürfnissen „gehackt“ werden. Biohacking lässt sich in vier Kategorien einteilen: technologische Erweiterung menschlicher Fähigkeiten, Nutrigenomik, Experimentalbiologie und Grinder-Biohacking. Es bleibt jedoch die Frage offen, inwieweit die Gesellschaft bereit ist, diese Art der Bestrebungen zu akzeptieren und welche ethischen Fragen sich daraus ergeben. Ermöglicht wird dieser Trend durch Technologien wie Biochips, biotech-kultiviertes oder künstliches Gewebe, Gehirn-Computer-Schnittstellen, Augmented Reality, Mixed Reality und Smart Fabrics. Neben dem Wunsch nach Unsterblichkeit wird das Projekt des Transhumanismus auch von den Befürchtungen angetrieben, dass die KI und generell die Leistungen unserer Rechner eines Tages zu einer Bedrohung für die Menschen werden könnten, zumal die wissenschaftliche Forschung auch den Beweis erbracht hat, dass unsere Spezies seit Mitte der 1970er-Jahre immer dümmer wird. Die Tests stammen von jungen Männern und Frauen der Jahrgänge 1962 bis 1991, die bei der norwegischen Armee zum Militärdienst antraten. Kamen die Armee-Neulinge bis zum Jahrgang 1975 beim Eingangstest auf mehr als 102 IQ-Punkte, erreichten die Jahrgänge bis 1991 lediglich knapp 100 Punkte. Das Absinken erfolgte kontinuierlich, und diese Tendenz konnte auch in anderen Industrienationen bestätigt werden. Mit der laufenden Verbesserung der KI bei den Rechnern schreitet offenbar gleichzeitig die digitale Demenz bei den nachfolgen Generationen voran. Eine „Lösung“ würde insofern darin bestehen, auch die Geschwindigkeit und Kapazität unseres Gehirnes zu erhöhen, weshalb derzeit Milliarden US-Doller in die Forschung für einen derartigen Turbo-Boost investiert werden. Auch der russische Milliardär Dmitry Itskov pumpt eifrig Geld in seine „2045 Initiative“, die ihm erstmals Unsterblichkeit verleihen soll. Mit dem Milliardär Jeffrey Epstein gab es bis vor Kurzem noch einen weiteren Verfechter des Transhumanismus, und im Juli 2016 gründete Musk das Unternehmen Neuralink, das Möglichkeiten zur Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen untersucht. Musk betont allerdings, dass das Forschungsvorhaben sich bislang noch im Anfangsstadium befindet. 

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Foto: bladerunnermovie.com

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