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Welchen Preis hat das Öl?


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Primärenergie

Fossile Energieträger werden für uns noch lange Zeit von Bedeutung sein, doch sind wir dabei auf Russland und den Nahen Osten angewiesen, zwei schwierige Partner. Nur eine europäische Außen- und Sicherheitspolitik kann eine stabile Versorgung auch in Zukunft gewährleisten.

Von Simon Kiwek

Als Primärenergie werden alle Träger bezeichnet, aus denen schließlich der Strom entsteht, der später aus der Steckdose kommt, oder der Diesel, den wir in unseren Tank füllen, ob dies nun Erdöl oder Bioabfälle sind. Seitdem die Ölkrise 1973 die westliche Welt aufgerüttelt hat, konnte Österreich seinen Anteil an fossilen Primärenergieträgern von 49,4 auf 36,8 Prozent im Jahr 2018 senken. Doch dieser Trend zeigt allen Möglichkeiten erneuerbarer energien zum Trotz, dass uns Erdöl und Erdgas noch eine sehr lange Zeit begleiten werden. Während sich die USA mittels Fracking praktisch von Energieimporten unabhängig gemacht haben, China nach wie vor auf Kohle setzt, ist Europa als einzige große Industrieregion nicht imstande, seinen Energiehunger mit heimischen Ressourcen zu stillen. Österreich bezieht die eine Hälfte seiner Erdölimporte aus Kasachstan und Russland, beide in der eurasischen Wirtschaftsunion unter einem Dach zum Monopolisten vereint, die andere Hälfte kommt aus den OPEC-Staaten Libyen, Irak und Saudi-Arabien, die zumindest instabiler zu werden drohen.

Der Nahe Osten leidet unter Instabilität

Mit einer simplen Drohne setzten jemenitische Rebellen im September den weltgrößten Ölverarbeitungskomplex der Welt in Brand und legten so praktisch die saudische Produktion lahm. Auch wenn die Schäden schnell behoben werden konnten, stehen sie symbolisch für die instabile Gemengelage, die die Region seit dem Einmarsch der USA im Irak plagt. Indem man stümperhaft demokratische Institutionen installierte, inklusive eines exil-Präsidenten, den im Irak selbst kaum jemand kannte, setzten die Amerikaner eine traurige koloniale Tradition fort, die Frankreich und Großbritannien dort nach dem ersten Weltkrieg eingeleitet hatten. Nach ihrem Gutdünken zogen sie Grenzen, die sich eher an den Ölfeldern als an den ethnischen Gruppen orientierten. So wurden Völker wie die Kurden getrennt, verfeindete religiöse Gruppen und Stämme aber in gemeinsame Länder gezwängt. Dies bereitete einen Nährboden für Zwist und Gewalt zwischen den Herrscherhäusern, die zwar dank der Ressourcen über hohe Deviseneinnahmen verfügen, aber kaum einer demokratischen Kontrolle durch ihre Bevölkerung unterworfen sind. So versuchen diese nicht nur im eigenen Land, sondern oft auch grenzübergreifend ihren jeweiligen Einfluss voranzutreiben und sich lukrativen Zugang zu Ölquellen zu sichern, was nicht selten in Gewalt und Vertreibungen endet. Die ethnisch durchmischte Erdöl-Stadt Mosul erreichte zuletzt traurige Berühmtheit, als sie zur Hauptstadt des gewalttätigen islamischen Staates auserkoren wurde. Selbst nach der Befreiung ist sie nach wie vor eine der gefährlichsten Städte der Welt. Doch auch wo erdölreiche Länder nicht vom Krieg gebeutelt werden, trifft sie der Ressourcenfluch. Die hohen Löhne im Erdölsektor sind für junge Menschen schlicht so attraktiv, dass sie kaum einen Anreiz haben, in andere Branchen wie den IT-Sektor zu wechseln und so die Wirtschaft breiter aufzustellen und das Risiko von schwankenden Öleinnahmen zu minimieren. Besonders fatal ist dies unter dem Gesichtspunkt, dass diese Einnahmen den großzügigen Sozialstaat und die Löhne der Arbeitsmigranten aus Bangladesch und Ägypten finanzieren, die in Servicejobs den einheimischen ein auskömmliches Leben bescheren. Bisher scheiterten alle Pläne des saudischen Königshauses, die Wirtschaft mit ehrgeizigen Investitionen zu diversifizieren.

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Foto: iStock.com/primeimages

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