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Winterfahrverbote ab Ende Dezember


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„Die Bayern sollen Urlaub nicht in Tirol, sondern daheim verbringen“

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder fordert seine Landsleute wegen der Winterfahrverbote in Tirol nun zum wiederholten Mal auf, ihren Urlaub in Bayern statt in Tirol zu verbringen. Höchst unverständlich, ist doch Bayern durch Untätigkeit an der Transitmisere mitschuldig.

Von Christian Wieselmayer

Er hat es wieder getan – und die Wiederholung ist es, die dem Untergriff aus dem Nachbarland eine leicht perfide Note verleiht. Weil es unfreundlich ist und auch weil damit politische Äpfel mit wirtschaftlichen Birnen vermischt werden. „Offenkundig ist es so, dass in Tirol die Straßen so überfordert sind, dass der Skiurlaub dort wenig Sinn macht. Warum ungewollt in Österreich Geld lassen, wenn man in Bayern ein herzliches Dankeschön bekommt“, stellte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder Ende Oktober 2019 im Landtag in München fest und reagierte damit umgehend auf die Ankündigung des Landes Tirol, auch zwischen dem 21. Dezember 2019 und dem 12. April 2020 die Stau-Ausweichrouten an Wochenenden zu sperren.

Belastungsgrenze bereits überschritten

„Die Belastungsgrenze für Mensch, Natur und Infrastruktur ist bei Weitem überschritten“, hatte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter die bereits bewährten Maßnahmen begründet und Ministerpräsident Söder meinte: „Die Verbote sind ein Verhalten, das Freunde einfach nicht tun sollten.” Zahlreiche österreichische Medien berichteten über den Boykottaufruf und über das Kopfschütteln, das Söder damit zwischen Vorarlberg und Wien auslöste. Als sich Mitte November 2019 dann der Münchner Merkur dem Thema widmete, lautete ein Online-Kommentar zur Geschichte: „Oh Gott, Söder! Bau doch einfach diese dämliche Bahnstrecke München-Kufstein aus! (…) Dass die Tiroler Druck ausüben, ist doch logisch!“

Söder’sche Entgleisungen

Die Verkehrs- beziehungsweise Transitfrage in Kombination mit den offenen Fragen zu den Zulaufstrecken des Brenner-Basistunnels ist Hintergrund der neuerlichen Urlaubswarnung des Ministerpräsidenten. Schon im Juli 2019 hatte Söder auf die Wochenendsperren der Stau-Ausweichrouten gegenüber der dpa unter anderem festgehalten: „Zum Glück kann man im Allgäu, in Garmisch oder in Berchtesgaden genauso Skisport betreiben wie in Kitzbühel.“ Mit der deutschen Bild-Zeitung bekam diese Aussage eine breite boulevardeske Plattform und der Titel sprach für sich: „Bayern-Urlaub statt Kitzbühel – Söder legt im Maut-Streit mit Ösis nach.“ Kitzbühel ist eine äußerst beliebte Urlaubsregion für bayerische Gäste.

Freundlicher Brief aus Kitzbühel

Laut Rechercheplattform Addendum, die unter dem Titel „Was, wenn die Bayern Tirol umfahren“ der Söder‘schen Urlaubswarnung ein Projekt widmete, waren in der Wintersaison 2018/2019 von den 383.488 Nächtigungen, die der TVB Kitzbühel in der letzten Wintersaison verzeichnete, 90.543 und damit rund 24 Prozent bayerischen Ursprungs. „Wir haben auf den Bild-Artikel reagiert, indem wir, d.h. unser Aufsichtsratsvorsitzender Josef Burger und ich, einen Brief an Ministerpräsident Söder geschrieben haben“, erzählt Signe Reisch, Präsidentin von Kitzbühel Tourismus. Im Brief, der mit 26. Juli 2019 datiert ist, halten Reisch und Burger unter Bezugnahme auf den kurz zuvor erschienenen Bild-Artikel fest: „Wie Ihnen, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sicherlich bekannt ist, pflegen wir Kitzbüheler mit unseren bayerischen Nachbarn einen sehr lebhaften wirtschaftlichen Austausch nicht nur beim familiären Einkauf, bei der Nutzung des hervorragenden Münchner Flughafens oder bei automotiven Werbepartnerschaften und nicht zuletzt auch bei Autokäufen. Natürlich freuen wir uns auch sehr, wenn unsere bayerischen Nachbarn beim Kauf von touristischen Dienstleistungen Kitzbüheler Anbietern ihr Vertrauen schenken. Wir würden uns wünschen, dass die gewachsenen Partnerschaften, Bekanntschaften und viele Freundschaften nicht durch möglicherweise tagespolitisch opportune Aussagen gestört werden. Wir glauben auch nicht, dass durch Kitzbühel diskriminierende Aussagen eine offensichtlich massiv bestehende und belastende Verkehrsproblematik dieser Art einer Lösung zugeführt wird. Wir ersuchen Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, obige Ausführungen entgegennehmen zu wollen und Kitzbühel hinkünftig eine faire Behandlung angedeihen zu lassen – wir hätten uns diese jedenfalls redlich verdient.“ Die hochrangigen Vertreter des Kitzbühel Tourismus erhielten keine Antwort des Ministerpräsidenten.

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Foto: iStock.com/wojciech_gajda

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