HomeArchivCoronavirus infiziert Welthandel

Coronavirus infiziert Welthandel


Treten Sie mit uns in Kontakt! – Unsere Redaktionsteam nimmt Ihr Lob und Ihre Kritik gerne entgegen.
Wir freuen uns auf Ihre Reaktion und einen konstruktiven Gedankenaustausch.
Bernhard HofbauerMag. Tanja Lackner
Chefin vom Dienst
+43 316 834020-41
redaktion@euromedien.at

Wirtschaft muss Ruhe bewahren

Der Ausbruch des Coronavirus Covid-19 entwickelt sich nicht nur zu einem weltweiten Gesundheitsrisiko, sondern auch zunehmend zu einem „Schwarzen Schwan“ für die Weltwirtschaft. Im China- und Asienhandel melden fast alle Branchen teilweise schwere Einbrüche. Seit Ende Februar steigen auch in Europa die Infektionszahlen sprunghaft an. Mediziner sehen keinen Grund zur Panik. Die Infektion der Weltwirtschaft könnte letztendlich aber dennoch schwerer ausfallen.

Von Stefan Rothbart

Rund um den Ausbruch des Coronavirus Covid-19 in China herrscht zunehmend erhebliche Unsicherheit. Die Reaktion der chinesischen Regierung auf den Ausbruch ist beispiellos und hat sicherlich stark zur beinahe panikartigen Stimmung beigetragen. Komplette Reiseverbote, Ausgangsbeschränkungen und Stilllegen von Fabriken hat es bei Epidemien wie SARS und MERS in der Vergangenheit in dieser Form nicht gegeben. Hinzu kommt, dass die chinesische Regierung kaum verlässliche Informationen über genaue Infektionsraten und Todesfälle weitergibt, was den Eindruck erweckt, dass man das wahre Ausmaß der Viruserkrankung vertuschen will. Virologen sind sich auch hierzulande nicht ganz einig, wie hoch das Gesundheitsrisiko nun einzustufen ist. Die Verbreitung ist aber vor allem medial getrieben. Tatsche ist, täglich steigen die Genesungszahlen!

Chinas Tschernobyl-Moment

Politisch und wirtschaftlich könnte sich das Coronavirus für China zu einem ähnlich Desaster entwickeln, wie es die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl für die damalige Sowjetunion war. Das Zurückhalten von Informationen und der Umgang mit der Katastrophe führten im Nachgang zu erheblichen Vertrauensverlusten gegenüber den Eliten der UdSSR, nicht nur im Ausland, sondern auch in der eigenen Bevölkerung. Der Vertrauensverlust in die kommunistische Partei Chinas hat ebenfalls bereits massiv eingesetzt und wird einen Nachhall erzeugen. Die Auswirkungen auf die politische Stabilität Chinas sind aus heutiger Sicht daher nicht einmal im Ansatz abzuschätzen.

Hüstelt China, liegt die Weltwirtschaft im Fieber

Die menschlichen Todesopfer wären bereits tragisch genug, doch die Auswirkungen des Virus auf die Wirtschaft könnten ebenso drastisch werden. China ist die Werkbank der Welt, doch derzeit stehen landesweit zahlreiche Fabriken still oder arbeiten nur mit geringer Auslastung. Den Exporthandel bringt dies deutlich durcheinander. Konzerne, wie VW, Adidas oder Apple sind direkt betroffen, da in China nicht nur viele ihrer Produkte hergestellt werden, sondern der chinesische Absatzmarkt eine der Haupteinnahmequellen dieser Konzerne ist. Besonders die deutsche Autobranche ist davon betroffen. Bei BMW, VW und Daimler wälzt man deshalb Krisenpläne. Das spüren auch Zulieferer in Österreich. Der wirtschaftliche Niedergang in China ist aber wesentlich umfassender. Der Immobilienmarkt in China steht vor dem Zusammenbruch, ebenso der Frachtverkehr. Die Anzahl nicht entladener Schiffe ist um 60 Prozent gestiegen, da die Häfen teilweise stillstehen. Dazu passend ist der Baltic Dry Index massiv abgestürzt. Dieser galt in der Vergangenheit immer als wichtiger Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft. Aktuell liegt der Index niedriger als zur Weltfinanzkrise 2008.

Heimischer Handel stark verunsichert

Als Ende Februar die Infektionszahlen in Europa, vor allem in Norditalien, sprunghaft anstiegen und binnen weniger Tage und Stunden quer durch Europa Neuinfizierte gemeldet wurden, kam es zu ersten regionalen Hamsterkäufen. Handelsunternehmen verzeichneten kurzfristig einen Umsatzanstieg von 80 Prozent bei Lebensmitteln. Langfristig könnte das Coronavirus aber zu erheblichen Einbußen führen. Heimische Unternehmen halten sich mit ihren Krisenszenarien bisher sehr bedeckt, doch off-records hört man auf Nachfrage, dass viele Konzerne in den nächsten Monaten erhebliche Einbußen und Warenausfälle erwarten. Weiters werden Geschäftsreisen massiv eingeschränkt und teilweise Mitarbeiter freigestellt. Verunsichert ist man nicht nur in der verarbeitenden Industrie, bei der Materialien und Bauteile aus China knapp werden, sondern auch im
Handel. Betroffen wird etwa das Geschäft mit typischen Frühlings- und Sommerartikeln sein, wie z.B. Gartenmöbel, Freizeitkleidung, Accessoires, aber auch Lebensmittel. Es drohen bei vielen Warengruppen in den nächsten Monaten Lieferausfälle und Verzögerungen, da durch die Produktionsstopps in China viele Bestellungen nicht abgearbeitet wurden.

Alles lesen? Hier geht's zum ganzen Artikel in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftsnachrichten Donauraum

Foto: iStock.com/BlackJack3D

Mehr aus dem Donauraum erfahren?

No comments

leave a comment