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Globales Machtbeben


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Interview

Wirtschaftsnachrichten-Chefredakteur Stefan Rothbart sprach mit „Mr. DAX“ Dirk Müller, Deutschlands bekanntestem Börsenprofi, über die aktuelle Krise. Er ist überzeugt, diese wäre auch ohne das Virus gekommen, und sieht die Globalisierung nicht am Ende, sondern vor dem nächsten Level.

Interview von Stefan Rothbart

Herr Müller, die Börsen sind im Moment sehr volatil. Welche Branchen haben aus Ihrer Sicht die beste langfristige Perspektive?

Überlebensfähig sind letztendlich dann doch recht viele Unternehmen. In erster Linie wird es jene Unternehmen jetzt treffen, die bereits zuvor schlecht gewirtschaftet haben und die nicht zu den relevanten Marktteilnehmern gehören. Bei den Klein- und Mittelständlern sieht es diesbezüglich weniger gut aus. Die Entwicklung der letzten Jahre, dass die großen Konzerne immer mehr Marktmacht bekommen, verstärkt sich gerade. The winner takes it all. KMU werden dabei weiterhin Federn lassen und Großkonzerne werden frei werdende Marktanteile für sich nutzen. Vor allem große IT-Konzerne, die ihr Geschäft mit Datenverkehr und Online-Handel machen, profitieren in der aktuellen Krise enorm. Bestes Beispiel: Amazon.

Wie lässt sich dem entgegenwirken, dass Gewinne massiv zu Großkonzernen abwandern, die großteils aus dem Silicon Valley kommen?

Meine Erfahrung ist, dass diese Tendenz durchaus unterstützt und ein Stück weit auch gewollt ist. Wir sehen etwa bei der Europäischen Union, dass seit Jahren eine Politik für die Großkonzerne gemacht wird. Auch die immer größere Regulierung war durchaus im Sinne der großen Konzerne, die das so nebenbei locker mitmachen, während die Bürokratie die Klein- und Mittelunternehmen in viel stärkerem Ausmaß belastet. Paradoxerweise waren die Großkonzerne immer vorne dabei, wenn es um mehr Regulierungen ging. Die wussten warum, weil sie das viel leichter bewältigen können als der Mittelstand. Aktuell sehen wir ja, dass die EZB nicht mehr nur von Staaten Anleihen kauft, sondern inzwischen auch von Unternehmen. Anleihen begeben aber nur große Konzerne. KMU müssen zur Hausbank gehen und sich um einen Kredit anstellen, wenn sie Geld brauchen. Das führt den Mittelstand in die Schuldenfalle. Bei KMU sind aber die meisten Mitarbeiter beschäftigt, in Deutschland wie auch in Österreich.

Warum fast ausschließlich US-amerikanische Großkonzerne aktuell profitieren, ist auch keine große Überraschung. Wir sind selbst mit unserem Fonds fast ausschließlich bei US-Unternehmen investiert. Warum? Weil wir uns die Unternehmen mit den besten und stärksten Bilanzen und dem solidesten Geschäftsmodell suchen. Im Ergebnis kommen immer wieder die US-Konzerne dabei raus. Warum ist das so? US-Konzerne sind strategische Unternehmen. Google, Apple, Amazon, Facebook und Co sind das beste Beispiel dafür. Die USA als Staat haben ein großes Interesse daran, dass die eigenen Konzerne weltweit erfolgreich sind. Das hat mit Wirtschaftsmacht, aber auch mit Datenkontrolle zu tun, beispielsweise wenn die Führungskräfte der Welt alle über ein Apple-Smartphone arbeiten. Und für diese strategischen Konzerne gibt es vom US-amerikanischen Staat politisch massive Unterstützung. Die geopolitische Schlagkraft der USA im Rückenwind ist nicht zu unterschätzen.

In Deutschland und Österreich gib es viele „Hidden Champions“ die in speziellen Segmenten Weltmarktführer sind. Wie gut können sich diese gegen die Großkonzerne behaupten?

Besser als andere. Aber geostrategisch spielen diese eben keine große Rolle. Der große Unterschied ist, bei den sogenannten „Hidden Champions“ stehen keine großen Machtfragen dahinter. Daher können diese recht gut ihre Nischen finden und sich dort platzieren. Überall dort, wo strategische Interessen dahinterstehen, haben es unsere heimischen Unternehmen schwer, etwa wenn es ums Datengeschäft geht.

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Foto: Cashkurs.com

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