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Das Globale in der Krise


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Schleichender Niedergang der Globalisierung 

Corona ist lediglich eines von mehreren Symptomen für den schleichenden Niedergang der Globalisierung und die Industriestaaten müssen sich langfristig auf ein geringeres Wachstum einstellen.

Ausgerechnet das agile und wandlungsfähige Virus vermochte es, der alten Idee des Nationalstaats neues Leben einzuhauchen. Weltweit versuchen sich populistische „Führungspersönlichkeiten“ mit zum Teil äußerst erratischen und bizarren Alleingängen, um des Problems Herr zu werden. Das Prinzip einer rigiden Abschottung gewinnt gegenüber jenem der Kooperation gerade jetzt noch mehr an Bedeutung als in Zeiten, in denen noch die Migration als die große Bedrohung herhalten musste.

Nicht nur die USA sind beispielhaft dafür, dass das Heil in der Suche nach dem eigenen Vorteil liegt, sondern auch das vereinte Europa zeigt gewaltige Zerfallserscheinungen. Wenn angesichts einer Ausnahmesituation kubanische Ärzte nach Italien fliegen, während an der tschechischen Grenze Atemmasken und Beatmungsgeräte, die für die Lombardei bestimmt waren, einfach am Zoll einkassiert werden, dann kann die EU nicht länger verbergen, dass sie ein gewaltiges Problem hat. Und wenn nun die selbsternannten Sparefrohs vor einer Vergemeinschaftung der Schulden innerhalb der EU warnen, dann ist ihnen wohl entgangen, was in den nächsten Jahren mit dieser Gemeinschaft und dem Projekt einer gemeinsamen Währung passieren wird, wenn etwa Länder wie Italien oder Frankreich angesichts einer gewaltigen Rezession dem Populismus anheimfallen würden. Ihnen ist auch entgangen, dass es angesichts der weltwirtschaftlichen Vorzeichen gar keine Alternative mehr dazu gibt, als diesen gemeinsamen Binnenmarkt noch mehr zu stärken als je zuvor. Denn auch die bislang erfolgreichen Industriestaaten Europas werden sich nach einem kurzen Boom am Ende der Corona-Krise darauf einstellen müssen, dass es danach nur noch ein karges Wachstum geben und sich die Wohlfahrtseffekte deutlich verringern werden.

Die schleichende Deglobalisierung

Denn die Globalisierung als Megatrend und als Narrativ für Wachstum verliert schon seit einigen Jahren an Dynamik. Sie war in den letzten 30 Jahren ein gewaltiger Treiber in Bereichen wie der Entwicklung neuer Infrastruktur und der Digitalisierung. Der Abbau von Zöllen und anderen Handelsbarrieren führte schließlich auch zu einer zunehmenden Fragmentierung der industriellen Produktion und der Wertschöpfungsketten. Viele Produktionsschritte wurden in Billiglohnländer ausgelagert. Insbesondere China profitierte als Schwellenland davon und die Volksrepublik konnte so einen eigenen starken Binnenmarkt aufbauen, der künftig auch dazu führen wird, dass sich China mit einem breiten und kaufkräftigen Mittelstand von diesen Verflechtungen teilweise auch wieder lossagen kann. Insbesondere die USA forcierten damals noch diese Entwicklung und sie erzielten auch früher als die EU eine Einigung mit China hinsichtlich der Aufnahme in die WTO im Jahr 2001.

Andere Kausalität

Zu Beginn dieses Jahrhunderts erlebte die Globalisierung also mit einer Hyperphase noch einmal eine bislang letzte Hochblüte, bis sie im Zuge der weltweiten Finanzkrise zu welken begann und seither langsam stagniert. „America First“ und die nationalstaatlichen Attitüden Donald Trumps tragen sicherlich dazu bei, dass der Grad der weltweiten Verflechtungen noch weiter zurückgehen wird. Allerdings kann diese Kausalität auch anders gesehen werden: Die USA haben eventuell schon früher als wir in Europa die schmerzvolle Erfahrung gemacht, dass die Bäume nicht in den Himmel
wachsen – insbesondere wenn der Zenit ohnehin schon erreicht ist und der Dünger der Globalisierung ausbleibt. Dort wurde lange vor Donald
Trump während der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 die Globalisierung von vielen frustrierten Bürgern und zunehmend
auch von der Politik infrage gestellt – auch deshalb, weil es immer offensichtlicher wurde, dass die Krisenbewältigung in den marktwirtschaftlich orientierten westlichen Demokratien wesentlich komplexer und langwieriger ist als in autokratisch geführten Regimen, wie etwa in der Volksrepublik China.

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Foto: Stefan Fussan, Creative Commons

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