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Eine politische Krankheit
Vier Jahre Donald Trump haben die mächtigste Nation der Welt tiefer gespalten als je zuvor und die alte Weltordnung endgültig ins Wanken gebracht. Die US-Präsidentschaftswahl am 3. November wird eine Zäsur. Der Trumpismus ist das vorläufige Ende einer fatalen politischen Entwicklung, deren Wurzeln tief in die Geschichte der USA zurückreichen. Warum die Welt keine weiteren vier Jahre Trump verträgt, Joe Biden nicht die Lösung ist und wir wieder ein starkes Amerika brauchen.
Von Stefan Rothbart
Make America great“, hat sich vielleicht auch schon Präsident James Polk gedacht, als er 1846 gegen Mexiko in den Krieg zog. Er war der elfte Präsident der Vereinigten Staaten und erreichte im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg die bisher größte territoriale Ausdehnung der noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika. Der heute kaum bekannte Polk war einer der erfolgreichsten Machtpolitiker in der amerikanischen Geschichte. Ohne ihn wären Städte wie San Francisco, Los Angeles oder Las Vegas heute vermutlich mexikanisch. Schon damals gab es jenen politischen Geist, der heute in den Wahlslogans von Donald Trump „Make America great again“ und „America First“ mitschwingt. James Polk glaubte an das zu seiner Zeit sehr populäre „Manifest Destiny“, jenen vom Journalisten John O’Sullivan erstmals geprägten Begriff, der den USA ein schicksalhaftes Sendungsbewusstsein verlieh.
Amerika den Amerikanern
Ideologischer Vordenker war US-Präsident James Monroe, der mit seiner „MonroeDoktrin“ 1823 die Grundzüge langfristiger Außenpolitik festlegte und das Prinzip der Nichteinmischung in europäische Konflikte und ein Ende des Kolonialismus vertrat. Auch er legte mit dem Ausspruch „Amerika den Amerikanern“ in gewisser Weise eine historische Vorlage für Trump und schuf die Grundlage für die territoriale Expansion der USA. James Polk war überzeugt, dass die Vereinigten Staaten zu Großem bestimmt wären. Dahinter stand die Expansionsidee einer amerikanischen Nation, die von der Ostbis zur Westküste reichen sollte und darüber hinaus. Das Darüber-hinaus erreichte ein knappes halbes Jahrhundert später der fast schon legendäre Präsident Theodore „Teddy“ Roosevelt, der mit seiner „Big Stick“ (englisch für „großer Knüppel“) genannten Außenpolitik den Einflussbereich der USA nicht nur in der Karibik, sondern auch im Pazifischen Ozean massiv ausdehnte. Das expansive Sendungsstreben eines Polk und die Wildwest-Außenpolitik enes Teddy Roosevelt sind, wenn man so will, historische Vorläufer der heutigen Politik von Präsident Donald Trump. Teddy Roosevelt wird der Spruch zugeschrieben: „Sprich sanft und trage einen großen Knüppel, dann wirst du weit kommen“. Das scheint geradezu das Motto von Trumps Außenpolitik zu sein, wenn er bei Staatsbesuchen stets freundlich lächelt und die geballte wirtschaftliche und militärische Macht der USA bei Handelskonflikten im Köcher hat. Auch innenpolitisch sind Polk und Roosevelt vor ganz ähnlichen Problemen gestanden wie heute Trump. Polk musste sich mit massiven sozialen Ungleichheiten und Spannungen in den Metropolen der Ostküste herumschlagen, die durch ständige Migration aus Europa angeheizt wurden und die er nur durch die Expansion nach Westen entschärfen konnte. Außerdem wafen Sklaverei und Bürgerkrieg ihre Schatten bereits voraus. Theodore Roosevelt trat Anfang des 20. Jahrhunderts in seinen Wahlkämpfen massiv für die Rechte der amerikanischen Arbeiter ein und ging auf Konfrontationskurs mit den damaligen Eliten, allen voran mit John D. Rockefeller, J.P. Morgan und Andrew Canergie, welche die damals reichsten und mächtigsten Wirtschaftsmagnaten waren und fast monopolartig die amerikanische Wirtschaft kontrollierten. Auch Trump hat den „Blue Collar Worker“, den amerikanischen Arbeiter, als seine Zielgruppe auserkoren und verspricht mit seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik vor allem eines: Jobs zu schaffen. Die Wurzeln der Trumpschen Politik ziehen sich quer durch die amerikanische Geschichte. Er nimmt wahlweise Anleihen bei Ronald Reagan, der bereits „Let’s make America great again“ 1980 als Wahlslogan hatte, oder bei John Macains „Country first“ -Kampagne 2008.
Die Themen, mit denen Donald Trump heute polarisiert, waren schon immer Teil der politischen Kultur der USA, nichts ist im Grunde neu daran. Dem amerikanischen Traum wohnte immer ein gewisser nationaler und populistischer Geist inne. Die Errungenschaften der USA für die heutige Zivilisation sind unbestritten, doch dass der Aufstieg zur Weltmacht expansionistisch und zuweilen kriegerisch war, wurde lange Zeit von der Welt ausgeblendet. Die Vereinigten Staaten schwankten stets zwischen der Verheißung imperialistischer Macht, wie etwa unter James Polk und der Rückbesinnung auf einen progressiven Idealismus , wie etwa unter Fanklin D. Roosevelt. Von den einstigen Gründungsidealen, demokratisch, egalitär und vor allem antiimperialistisch zu sein, sind die USA heute wieder sehr weit entfernt. Amerika hat seinen moralischen Kompass verloren.
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Foto: Istockphoto/SDI Productions
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