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Härtetest für die Branche
Die Corona-Pandemie hat dem Tourismus einen harten Schlag versetzt. Schon jetzt zeigt sich ein differenziertes Bild, wie die Branche mit den Herausforderungen umgeht. Wenn nach dem Abflauen der Pandemie die Turbinen wieder angeworfen werden, wird sich vieles verändert haben.
Von Siegfried Hetz
Hotellerie und Gastronomie werden seit dem ersten Lockdown mit einem großzügig geschnürten Hilfspaket gestützt. Diese Maßnahmen sollen der Branche das Überleben sichern. Reisebeschränkungen, ein weiterer Lockdown im Herbst, der nach wie vor aufrecht ist, und der dadurch resultierende Ausfall der Wintersaison führen jedoch zu einer Zerreißprobe. Neben dem Handel zählen Tourismus und Freizeitindustrie aktuell zu den großen Verlierern der Corona-Krise. Es reichen einige wenige Kennzahlen, um die dramatische wirtschaftliche Entwicklung dieses für Österreich insgesamt, aber für die westlichen Bundesländer besonders gefährdeten Bereich darzustellen. Jüngste Zahlen der Statistik Austria weisen aus, dass für das Jahr 2020 österreichweit ein Nächtigungsrückgang von rund 36 Prozent zu verzeichnen ist. Erstmals seit 50 Jahren ist die Zahl der Nächtigungen und die 100-Millionen-Grenze gefallen. Damit sei das Volumen der Übernachtungen auf das Niveau der frühen 1970er-Jahre zurückgefallen, erläutert Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria. In den Tourismushochburgen Salzburg und Tirol sind jeweils ein Drittel der Übernachtungen weggefallen. Die beiden Bundesländer trifft diese Entwicklung besonders hart, weil der Tourismus als wirtschaftliches Herz der alpinen Regionen herhalten muss. Der Anteil von touristischer Beherbergung und Gastronomie des Tourismus am Bruttoregionalprodukt (BRP) beträgt in Tirol 14,5 Prozent und in Salzburg 13,1 Prozent. 10,3 Prozent der unselbstständig Beschäftigten waren 2018 in Beherbergung und Gastronomie tätig, in Tirol waren es 13,1 Prozent. Anders als in Städten und in den Zentralräumen sind die hochalpinen Täler in Salzburg und Tirol vom Tourismus abhängig. Schwächelt der Tourismus, kommen Handwerker, der regionale und örtliche Handel sowie viele Dienstleister ins Schwitzen, weil Aufträge wegbrechen und die Umsätze in den Keller purzeln. Beschäftigte in der Region verlieren ihre Arbeitsplätze. Eine ungesunde und auch gefährliche Spirale setzt sich in Bewegung und lähmt die Wirtschaft ganzer Landstriche in einem besorgniserregenden Ausmaß.
Zukünftige Absicherungen
Gemeinhin gilt der Spruch: Was sich in der Krise nicht bewährt, taugt auch für den Alltag nicht. Da ist viel Wahres dran. Für die derzeitige Krisenlage greift das Bild aber zu kurz. Erstens haben wir es mit einer weltweit grassierenden Pandemie zu tun, wovon alle Unternehmen betroffen sind, die Premiumbetriebe ebenso wie Kleinen, denen die Luft per se schneller ausgeht, oder jene, mit deren finanzieller Stabilität es grundsätzlich nicht zum Besten steht. Zweitens hat der Ausbruch der Corona-Pandemie die Branche wie die gesamte Wirtschaft überraschend und unverschuldet ins Aus geschickt. Jene Betriebe, die laufende Verträge über eine Betriebsausfallversicherung hatten, wurden rasch mit der Realität konfrontiert, dass die Versicherungen nicht zahlten, weil die behördlich angeordneten und mit der Pandemie begründeten Betretungsverbote im Leistungskatalog nicht inkludiert waren. Aus Kreisen der Versicherungswirtschaft heißt es dazu, dass „die Absicherung einer Betriebsunterbrechung durch das Risiko übertragbarer Krankheiten derzeit kaum verbreitet ist“. Seuchen, so die Versicherer, seien sogenannte Kumulereignisse, womit Gefahren gemeint sind, die in kurzer Zeit sehr viele Schäden anrichten können. Anders als Naturkatastrophen wie ein Hurrikan oder Erdbeben, die zumindest regional begrenzt sind, ist das bei einer Pandemie nicht der Fall. Wenn Unternehmen weltweit gleichzeitig Schäden geltend machen, funktioniert das Prinzip der Risikostreuung nicht mehr. Hier sei die Grenze der Versicherbarkeit erreicht, folgert Gunther Kraut, Experte für Pandemie-Absicherung bei Munich Re, der Münchner Rückversicherung.
Aber die Versicherungen arbeiten bereits an Lösungen, bei denen es freilich der Kooperation mit dem jeweiligen Staat bedarf. So formulierte Thomas Buberl, CEO des französischen AXA-Konzerns, jüngst in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Branche aufgefordert sei, neue Lösungen zu finden. Dabei, so Buberl, wird auch der Staat eine gewisse Rolle spielen, jedenfalls eine deutlich größere. Heute seien die Regierungen noch stark mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt, bald müssten sie sich aber diesen neuen Fragen stellen, wobei die Signale durchaus positiv sind. Buberl räumt in diesem Gespräch auch ein, dass es selten Zeiten gab, in denen das Thema Versicherung und Risikoabsicherung so gefragt war. Und er gab auch zu bedenken, dass wir zukünftig wiederholt mit Pandemien zu tun haben würden und dementsprechend vorbereitet sein sollten.
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Foto: iStock.com/Christian Horz
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