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Auf Gedeih und Verderb


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Plattformen

Wie die Datenkraken unsere Wirtschaft platt formen. 

Heute ist jeder ein Zulieferer. Egal, ob während der Arbeitszeit oder in der Freizeit: Unermüdlich stellen wir für Internetriesen wie Google, Microsoft, Facebook oder Amazon gratis zu. Denn Computer und Smartphones, Online-Lautsprecher sowie Fitness-Armbänder laden einen Großteil unserer Daten auf die Server dieser Firmen. Selbst über E-Scooter und Leihfahrräder generieren wir Bewegungsdaten, die diesen Unternehmen zur Verfügung stehen. Jede Aktivität im Netz, jeder Klick, jedes Like, jedes gepostete Foto und jeder Online-Kommentar von uns ist für diese Unternehmen der neuen digitalen Ökonomie ein Überlebenselixier. Sie brauchen es, um Werbung zu verkaufen, Prognosen über unser Verhalten anzustellen, ihre Algorithmen zu optimieren und auch um Konkurrenten den Marktzutritt möglichst zu erschweren. „Wenn wir im Internet etwas kostenlos bekommen, dann sollten wir aufhorchen. Denn dann können wir davon ausgehen, dass wir das Produkt oder die Dienstleistung sind“, bringt es der Onlinehändler Mario Kremser auf den Punkt. Er verweist auch darauf, dass dies lange nicht selbstverständlich war, zumal Anfang der 1990er-Jahre für die Unternehmen das Verarbeiten, Sortieren und Archivieren von Benutzerdaten oder gar die Analyse des Nutzerverhaltens noch zu aufwendig erschien und Logfiles sowie Serverfiles daher einfach gelöscht wurden. Erst seit Beginn der 2000erJahre hat sich das geändert und Daten werden nicht nur in Massen gespeichert, sondern wie eine wertvolle Ressource gehandelt.

Rhizomatische Integration

Dies erklärt auch die Art und Weise der Expansion dieser Unternehmen, die laufend in neue Branchen eindringen und diversifizieren. Einerseits werden sie an der Börse derart kapitalisiert, dass sie kaum etwas zu verlieren bzw. mit diesem finanziellen„Back-up“einen äußerst langen Atem bei der Verdrängung der angestammten Konkurrenz haben, und andererseits sind die Geschäftsmodelle stets mit der Generierung neuer Daten sowie mit dem Verbund zu bestehenden Daten gekoppelt. Insofern ist es beinahe irrelevant,um welche neuen Produkte oder Leistungen es sich handelt–zumal das eigentliche Produkt ja der Konsument selbst ist. Zudem werden innovative Start-ups, die das Potenzial haben, selbst zu einer Datenkrake aufzusteigen, von diesen Unternehmen aufgekauft. Sogar weniger populäre Plattformen wie Linkedin oder Twitter werden zum Futter für den unstillbaren Datenhunger der großen Plattformen. All dies hilft uns zu verstehen, warum Firmen wie Amazon unwillkommene Ware beim Besteller belassen oder nach der Rücksendung einfach entsorgen und warum ein Suchmaschinenunternehmen wie Google in völlig unzusammenhängende Projekte wie selbstfahrende Autos investiert: Es geht, wie es bereits der Autor Nick Srnicek in seinem Buch „Platform Capitalism“ beschrieben hat, primär darum, Daten zu sammeln und neue Wege zu finden, um künftig noch mehr von dieser Ressource zu erhalten.

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Foto: Shutterstock/oatawa

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