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Die Berechnung der Natur


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Wälder und Biosphärengebiete

Klimaforscher und Ökonomen weisen schon länger darauf hin, dass Wälder und Biosphärengebiete besonders viel CO2 aus der Atmosphäre speichern. Während schon lange ein Preis für den CO2-Ausstoß gefordert wird, schlägt die UNO nun vor, auch natürliche Ressourcen in die BIP-Berechnung einfließen zu lassen. Das könnte zum Gamechanger im Kampf gegen die Klimakrise werden.

im Kampf gegen die Klimakrise setzen zahlreiche Länder weltweit auf intensive Aufforstung und Renaturierung. Damit soll die natürliche CO2-Absorption von Pflanzen gestärkt werden. Bereits im Jahr 2019 machte eine Studie der ETH Zürich, die im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht wurde, weltweit Schlagzeilen. Ein Team aus interdisziplinären Klimaforschern rund um JeanFrancois Bastin ging der Frage nach, wie viel CO2 die Wälder der Erde speichern und wie man eine Reduktion des Treibhausgases durch großflächige Aufforstung aus der Atmosphäre wieder speichern könnte. Die Idee ist nicht ganz neu. auch der Weltklimarat (IPCC) wies in seinem letzten Spezialreport im Oktober 2018 auf die Möglichkeit hin, durch Aufforstung das 1,5-Graz-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Quasi als Parallelmaßnahme zur industriellen CO2-Reduktion. Rund eine Milliarde Hektar Wald müsste man zusätzlich auf der Welt schaffen, um laut dem IPCC entsprechende Einsparungseffekte zu erzielen. Laut der Studie der ETH Zürich hätten Länder wie Russland, die USA, Kanada, Australien, Brasilien und China das größte Potenzial, großflächige Aufforstung zu betreiben. Wie viel eine gezielte globale Aufforstung im Kampf gegen die Erderwärmung beitragen könnte, hat die Wissenschaftler damals selbst überrascht.

Wald als CO2-Speicher

Wie viel Kohlendioxid ein Hektar Wald im Durchschnitt speichert, lässt sich relativ genau berechnen. Abhängig ist die CO2-Speicherfähigkeit vom Baumbestand, der Baumart und dem Alter. Laut der deutschen Stiftung Unternehmen Wald absorbiert ein Hektar Wald im Durchschnitt pro Jahr über alle Baum- und Altersklassen hinweg ca. 13 Tonnen CO2. Laut BLE (Bundesagentur für Landwirtschaft und Ernährung in Deutschland) kommen noch weitere Einsparungseffekte hinzu. 1.169 Millionen Tonnen Kohlenstoff sind in deutschen Wäldern gegenwärtig in lebenden Bäumen und in Totholz gebunden. Das sind rund 105 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar in der ober- und unterirdischen Biomasse (ohne Streuauflage und Mineralboden). Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden einen Vorrat von weiteren 850 Millionen Tonnen Kohlenstoff an. Der Wald in Deutschland wirkt derzeit als Senke und entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid, so das BLE. auch Österreichs Wälder speichern auf einer Fläche von vier Millionen Hektar rund 985 Millionen Tonnen Kohlenstoff (Quelle: BMNT). Zu unterscheiden sind die Absorptionsrate des Waldes, mit der CO2 jährlich aus der Atmosphäre gezogen wird, und die in der Biomasse selbst gespeicherten Kohlenstoffanteile.

Aus der Not ein Geschäft machen

Doch wie bekommt man Staaten dazu, massiv in die Aufforstung zu investieren? Gerade für weniger entwickelte Länder in Südamerika oder Afrika ist die Abholzung oft eine wichtige wirtschaftliche Einnahmequelle. Dem müsse man einen finanziellen Wert entgegensetzen, fordern Ökonomen und Klimaaktivisten. Die Idee ist, nicht nur den CO2-Ausstoß preislich zu bewerten, sondern auch die CO2-Absorption bzw. Speicherung. Die Gleichung ist simpel. Der Wald wird derzeit nur anhand des Holzpreises am Markt finanziell bewertet. Würde man einen Preis pro absorbierte bzw. gespeicherte Tonne CO2 festlegen, so könnte man eine neue finanzielle Bewertung schaffen. Bewertet man Wälder auf diese Weise neu, so entstünde ein nachhaltiger Kapitalwert, der es wesentlich interessanter machen würde, Wälder aufzuforsten und zu erhalten, als abzuholzen. Damit verbunden wäre auch ein wichtiger Lenkungseffekt globaler Finanzströme hin zu Green Investments.

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Foto: iStock.com/zlikovec

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