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Achtung zerbrechlich!
Ob Stahl und Holz für die Baubranche oder Halbleiter und Mikrochips für die Autoindustrie: Zahlreiche Branchen sind aktuell von akuter Knappheit bei Bauteilen und Rohstoffen betroffen. Zudem leiden die globalen Warenströme an den Nachwirkungen der Suezkanal-Sperre. Die Lieferkettenkrise bremst derzeit die Wirtschaft, doch die Materialknappheit könnte Vorbote eines kommenden Wirtschaftsbooms sein. Doch Vorsicht ist geboten. Es drohen auch negative Auswirkungen.
Von Stefan Rothbart
Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 das fragile Gefüge der globalen Lieferketten durcheinandergebracht. Das Just-in-time-Modell ist dabei zerbröselt. Seit Februar dieses Jahres zieht die Wirtschaft aber wieder kräftig an. Die Auftragsbücher in der Industrie und im Bausektor sind inzwischen prall gefüllt, doch eine massive Lieferkettenkrise bremst in vielen Branchen das Wachstum. Die Auswirkungen sind inzwischen beachtlich. Die zwischenzeitliche Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff „Ever Given“ hat die Situation noch verschärft. Obwohl Ökonomen die starke Nachfrage als Zeichen eines „gewaltigen“ Wirtschaftsbooms deuten, der in den Startlöchern steht, warnen einige Analysten vor negativen Rückkopplungseffekten. Die Auswirkungen auf Österreich sind noch überschaubar, aber sie nehmen zu. Vor allem der Automobil- und Elektroniksektor sowie die Baubranche in der Steiermark und in Kärnten spüren die Verwerfungen bei den Lieferketten. Laut einer Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB) vom April werden sich die Engpässe bei Halbleitern, Metallen, Chemikalien und Plastik im zweiten Quartal 2021 noch verschärfen und sich vermutlich langsam in der zweiten Jahreshälfte normalisieren. Steigende Verbraucherpreise sind aber zu erwarten.
Halbleiterkrise als Vorbote
Alles begann mit einem akuten Mangel an sogenannten Halbleitern, die in fast allen elektronischen Bauteilen zur Anwendung kommen. Besonders die Automobilbranche ist davon betroffen, die ausgerechnet im Zuge des E-Auto-Booms einen erhöhten Bedarf an Elektronikbauteilen hat. Hauptproduzenten von Halbleitern sind u.a. China und Taiwan. Aufgrund des starken Wirtschaftseinbruchs im Jahr 2020 haben viele Hersteller und Rohstofflieferanten ihre Produktion gedrosselt, in der Annahme, dass der Bedarf 2021 ohnehin nicht so hoch sein wird. Damit hat man sich verkalkuliert. Die Wirtschaft zieht seit Jahresbeginn enorm an und die Nachfrage übersteigt bei Weitem das Angebot. Die Hersteller haben zu spät ihre Produktion für das laufende Jahr erhöht. Denn aufgrund von Homeoffice und Co. war die Nachfrage nach elektronischen Endgeräten wie Notebooks und Smartphones enorm hoch. Diese Situation führt nun dazu, dass sowohl die Autoindustrie als auch die Elektronikindustrie jetzt unter einem Bauteilmangel leiden. Elektronik-Riesen wie Apple und Samsung mussten bereits die Produktionen drosseln und Produkteinführungen teilweise um ein Jahr verschieben. Die chinesischen Konkurrenten von Xiaomi und Huawei haben die Bestände leergekauft. Brancheninsider sprechen inzwischen von einem veritablen „Häuserkampf“ bei den Mikrochip- Lieferketten. Im Automobilsektor mussten unter anderem General Motors, Hyundai, Volkswagen und Audi ihre Werke teilweise schließen bzw. auf Kurzarbeit umstellen.
Steirischer Automobilcluster betroffen
Die Materialkrise der deutschen Autobauer reicht bis in die Steiermark. Auch hier melden einige Partnerunternehmen des ACStyria Mobilitätsclusters Schwierigkeiten, ausreichende Mengen an Mikrochips am Markt zu bekommen, wie ACStyria-Geschäftsführerin Christa Zengerer gegenüber den Wirtschaftsnachrichten berichtet. „Es wird dringend mehr Kapazität benötigt“, so Zengerer. „Das betrifft aber nicht nur Halbleiter. Wir stellen teilweise auch Lieferschwierigkeiten bei Kunststoffgranulaten und Rohstoffen fest. Das liegt auch daran, dass die Wirtschaft im asiatischen Raum sehr schnell wieder hochfährt und selbst einen enormen Bedarf hat. Auch die Logistik bereitet teilweise Probleme. Die Blockade im Suezkanal beispielsweise hat Auswirkungen, die noch immer spürbar sind“, erläutert Zengerer weiters. Die letzten Monate hätten daher gezeigt, wie sensibel die internationalen Lieferketten sind. „Ein einzelnes Auto hat über 10.000 Teile. Wenn auch nur ein Teil nicht geliefert werden kann, betrifft das das gesamte Fahrzeug“, so Zengerer. Neben ausreichenden Produktionskapazitäten müsse die Logistik verbessert werden. Hier brauche es vor allem alternative Transportrouten und eine Entschärfung neuralgischer Punkte wie des Suezkanals. Eine Normalisierung sei derzeit noch nicht abschätzbar, heißt es weiters vonseiten des ACStyria.
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