
Treten Sie mit uns in Kontakt! – Unsere Redaktionsteam nimmt Ihr Lob und Ihre Kritik gerne entgegen.
Wir freuen uns auf Ihre Reaktion und einen konstruktiven Gedankenaustausch.

Chefin vom Dienst
+43 316 834020-41
redaktion@euromedien.at
Digitalisierung
20 Prozent der Gelder aus dem EU-Resilienzfonds sind für die Digitalisierung zweckgebunden. Im österreichischen Comeback-Plan sind 1,4 Milliarden Euro als Breitbandförderungsbudget vorgesehen. Das erscheint viel, ist jedoch kaum mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Digitalisierungsoffensive braucht neben dem Geld aber auch den Abbau von Technologie-Skepsis.
Von Siegfried Hetz
Als Anfang des heurigen Jahres der runderneuerte Breitbandatlas ins Netz gestellt wurde, teilte das zuständige Ministerium mit, dass die Zahlen der gigabitfähigen Haushalte von 14 auf über 40 Prozent gestiegen seien. Beim neuen Mobilfunkstandard 5G liegt die Versorgung bei etwa 50 Prozent der Haushalte. 99 Prozent der vier Millionen Haushalte in Österreich haben nun einen Zugang zur Grundversorgung mit einer Internet-Verbindung von bis zu 10 Mbit. Die Zahl der Haushalte, die über zumindest einen 30-Mbit-Anschluss verfügt, liegt bei rund 80 Prozent. Elisabeth Köstinger, die ressortmäßig für den Breitbandausbau zuständig ist, prognostizierte in diesem Zusammenhang, dass diese Zahl 2024 um zehn Prozent erhöht werden könne. Anschlüsse, die schneller als 100 Mbit sind, lägen aktuell bei 68 Prozent und sollten bis 2024 bei 77 Prozent liegen. Der Westen Österreichs mit den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg hat in den vergangenen Jahren ambitioniert in den Ausbau des Breitbandnetzes investiert. So liegt der Versorgungsgrad mit Festnetz-Breitbandanschlüssen in Salzburg bei 98,7, in Tirol bei 92,2 und in Vorarlberg bei 95,2 Prozent. Demnach zählen Salzburg und Vorarlberg nach Wien (99,5 Prozent) zu den Spitzenreitern. Tirol liegt mit 92,2 Prozent im unteren Mittelfeld, jedenfalls vor der Steiermark mit 90,8 Prozent und Kärnten mit 88,4 Prozent.
Was den Ausbau des 5G-Netzes betrifft, sind in Salzburg und Vorarlberg jeweils 52 und in Tirol 44 Prozent abgedeckt. Hier haben vor allem Niederösterreich und das Burgenland einen ziemlichen Aufholbedarf. Auffällig ist, dass sich der Netzausbau in den einzelnen Bundesländern nach unterschiedlichen Schwerpunkten entwickelt hat. Dabei sticht das Land Tirol hervor, das die Breitbandversorgung von Anfang als Infrastruktur gesehen und die Gemeinden für den Netzausbau in die Pflicht genommen hat. In ähnlicher Weise, aber nicht so konsequent wurde und wird in Niederösterreich vorgegangen. Das Land Tirol fördert seinerseits Breitbandanschlüsse für Unternehmen und seit 2020 auch für private Interessenten. Die Zukunft gehört den gigabitfähigen Anschlüssen – diese brauche man sowohl für betriebliche als auch für private Anwendungen, so die Landesrätin. Das Land Tirol hat deshalb mit September 2020 die Digitalisierungsoffensive um einen neuen Glasfaseranschluss-Scheck für Privathaushalte erweitert, der von der Bevölkerung gut angenommen wird. Eigentümer oder Mieter, die sich privat einen Glasfaseranschluss herstellen lassen, werden vom Land finanziell bei den notwendigen Grabungen, der Verlegung der Leerrohre und der Verkabelung im Gebäude unterstützt. Bis dato wurden 1.070 Förderantrage genehmigt und bereits 661.000 Euro ausbezahlt. Die Frist für die Antragseinreichung zum Glasfaseranschluss-Scheck für Privathaushalte läuft noch bis zum 30. November 2021.
Digitalisierungsschub im Zeichen der Pandemie
Das jetzt auf den Weg gebrachte milliardenschwere Ausbaupaket speist sich zum einen aus dem Resilienzfonds der EU mit 891 Millionen Euro, zum anderen aus der Zweckbindung der Erlöse aus den Frequenzvergaben mit 187 Millionen aus der Auktion 2019 und 202 Millionen aus der Auktion 2020. Schließlich kommen noch 166 Millionen Euro dazu, die bereits im aktuellen Budget vorgesehen sind. Dass im Breitbandausbau ein gewichtiger Schritt nach vorne dringend geboten ist, war auch schon der dem Auftreten der Corona-Pandemie evident. So blieb auch das seinerzeit von der EU ausgegebene Ziel, bis 2020 die gesamte Bevölkerung mit einer Übertragungsrate von 30 Mbit und die Hälfte davon mit 100 Mbit zu versorgen, ein Lippenbekenntnis. Die weltweit rasanteVerbreitung des Virus mit den bekannten Folgen hat mehr als deutlich gemacht, welche Nachteile eine unzureichende Breitbandversorgung für die gesamte Gesellschaft bedeutet. Somit war es ein Gebot der Stunde, dass der EU-Resilienzfonds 20 Prozent der an die Mitgliedstaaten überwiesenen Gelder für den Prozess der Digitalisierung zweckgebunden hat, vor allem auch unter der Devise, dass schnelles Internet Wettbewerbsvorteile verschafft. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Regionen, das auch für die Agenden des Breitbandausbaus zuständig ist, hat nach der Entscheidung für diese erste Breitbandmilliarde nunmehr rasch die weiteren Schritte zu setzen, dass der Ausbau zügig in Angriff genommen werden kann. So werden nach der Fixierung der zusätzlichen Fördermittel in Kürze die neuen Förderrichtlinien in Konsultation geschickt. Gleichzeitig – und das ist ein ganz wesentlicher Punkt des gesamten Maßnahmenbündels – ist an der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes zu arbeiten, um für den privatwirtschaftlichen Ausbau von festem und mobilem Internet möglichst investitionsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Neben dem festen Internet soll auch dem Ausbau des 5G-Netzes eine wesentliche Bedeutung zukommen.
Alles lesen? Hier geht's zum ganzen Artikel in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftsnachrichten West
Foto: iStock.com/Thomas Soellner
Mehr aus der Region West erfahren?
No comments
leave a comment
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.