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„Die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen“


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Interview

In der Steiermark sind die Lehrlingszahlen wieder gestiegen, dennoch beginnen heute nur mehr halb so viele Jugendliche eine Lehre wie in den 1970er Jahren. Langfristig entwickelt sich daraus ein Nachwuchsproblem für die Wirtschaft. Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark, will die Lehre für neue Zielgruppen öffnen.

Interview von Stefan Rothbart

Sehr geehrter Herr Präsident, wie ist der aktuelle Zustand und die Entwicklung des steirischen Lehrlingsmarktes zu beschreiben?

Derzeit stellen wir Gott sei Dank einen positiven Trend fest. Nach dem coronabedingten Minus im Vorjahr verzeichnen wir heuer nämlich wieder markante Zuwächse: Um 5,9 Prozent ist die Zahl der Lehranfänger – mit Stand Ende August – in der Steiermark gestiegen. Das sind um 259 Jugendliche mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt weist die Statistik für unser Bundesland 4.671 Lehranfänger aus, damit konnte nun auch die Gesamtzahl der Lehrlinge stabilisiert werden. Eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass die intensiven Bemühungen unserer Ausbildungsbetriebe, und nicht zuletzt auch die vielen Initiativen der WKO und deren Fachgruppen – von den EuroSkills bis zum Talentcenter – Früchte tragen. Ebenfalls sehr erfreulich ist das Plus bei den Ausbildungsbetrieben. Ihre Zahl ist in der Steiermark im selben Zeitraum nämlich von 4.866 auf 4.904 gestiegen.

Betrieben fällt es immer schwerer, Lehrstellen auch entsprechend zu besetzen. Was muss getan werden, damit sich wieder mehr Menschen, junge und auch ältere, für eine Lehre entscheiden?

Sie haben recht: Lehrlinge zu finden fällt Betrieben immer schwerer. Aber nicht, weil sich immer weniger Jugendliche für eine Lehrausbildung entscheiden, der Anteil innerhalb eines Altersjahrgangs liegt hier konstant über 40 Prozent. Nur ist die Gesamtzahl massiv gesunken. Dadurch verlieren wir jetzt jedes Jahr das Potential einer Stadt wie Weiz am Arbeitsmarkt. Aus diesem Grund braucht es auch neue kreative Ansätze. Wir haben zu ein entsprechendes Fünf-Punkte-Programm vorgelegt,

Welche Maßnahmen beinhaltet dieses Programm für die Lehre?

Nummer Eins: Es braucht neue Zielgruppen für die Lehre und attraktive Rahmenbedingungen, speziell was das Modell Lehre für Erwachsene, aber auch für Maturanten betrifft. Darüber hinaus braucht es ein neues Bewusstsein für technische Berufe. Die positive Entwicklung der letzten Jahre muss hier weiter beschleunigt werden, vor allem junge Mädchen sollten noch mehr für technische Karrierewege begeistert werden. Weiters braucht es Berufsorientierung, auch oder gerade in Zeiten von Corona – diese darf nicht länger unter der Pandemie leiden! Vierter Punkt: Es braucht eine Rückkehr zur Leistungsmentalität in diesem Schuljahr. Die Statistik für das Jahr 2020 zeigt, dass das Minus bei Lehranfängern besonders groß unter der Gruppe von Wechslern aus weiterführenden Schulen war. Diese machten – gemessen nach Vorbildung der Lehranfänger – 63,6 Prozent des Rückgangs aus. Und zu guter Letzt braucht es eine offene Debatte über die Notwendigkeiten des Arbeitsmarkts. Diese dürfen nichtständig mit Herausforderungen und Problemen der Integration in einen Topf geworfen werden. Wir kommen nicht, so ehrlich muss man sein, an qualifizierter Zuwanderung vorbei.

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Foto: WKO

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