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Interview mit WIFO-Chef Gabriel Felbermayr
Der neue WIFO-Chef Gabriel Felbermayr über Lockdowns, Glaubwürdigkeit, die hohe Inflation und die Vorteile von längerfristigen Finanzierungen.
Von Ursula Rischanek
In den vergangenen Monaten hat sich die Wirtschaft überraschend gut von den Folgen der früheren Lockdowns erholt. Jetzt kam die Vollbremsung in Gestalt des vierten Lockdowns. Mit welchen Folgen für die Wirtschaft rechnen Sie?
Aktuell kostet uns eine Woche Lockdown zirka 800 Millionen Euro an Wertschöpfung. Je näher Weihnachten rückt, desto eher könnte dieser Wert auf 1,2 Milliarden Euro pro Woche steigen. Es wäre aber nur eine scheinbare Hilfe für die Wirtschaft, wenn wir ab 13. Dezember wieder alles öffnen, nur um dann am 26. wieder alles dichtzumachen. Wir müssen diesen Lockdown nutzen, um die PCR-Testinfrastruktur bundesweit aus- zurollen, die Impfkampagne mit allen Mitteln voranzutreiben und die notwendigen Booster-Impfungen zu forcieren.
Und für den Arbeitsmarkt? Dieser hat sich ja – außer in Hinblick auf Langzeitarbeitslosigkeit – in den vergangenen Monaten besser als ursprünglich erwartet entwickelt?
Ja, es hat eine sehr gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gegeben. Angesichts des neuen Lockdowns sollten die Betriebe verstärkt auf Kurzarbeit setzen und Kündigungen vermeiden. Immerhin sind viele Arbeitslose nicht mehr in jene Branchen zurückgekehrt sind, aus denen sie heuer oder im Vorjahr entlassen wurden. Eine Schlüsselrolle spielen letztlich aber die Erwartungen der Unternehmen. Je positiver sie sind, desto mehr Jobs bleiben erhalten. Auch daher braucht es jetzt glaubwürdige Maßnahmen der Politik, die uns nachhaltig durch den Covid-Winter bringen.
Angesichts des Lockdowns wurden wieder Hilfen für betroffene Unternehmen angekündigt. Aber sollte die Zeit, wo nach dem Motto „Koste es, was es wolle“ agiert wird, nicht bald zu Ende sein? Wann soll beziehungsweise muss Österreich wieder auf einen normalen Budgetkurs finden?
Wir haben vor dem vierten Lockdown schon auf diesen Weg zurückgefunden. Bis zu diesem Zeitpunkt war man aus der akuten wirtschaftlichen Krise schon heraußen, viele der Hilfen wurden nicht mehr gebraucht und daher auch nicht mehr so nachgefragt. Das hat sich jetzt wieder geändert. Das ist auch richtig so. Dadurch entstehen allerdings neue budgetäre Risiken, die vom Verlauf der kommenden Wintersaison abhängig sind.
Bleiben wir noch einmal beim Thema Corona: Wann wird die große Pleitewelle rollen beziehungsweise wird sie es überhaupt?
Dass sie noch nicht rollt, ist eines der großen Dinge, die uns Wirtschaftsforscher wirklich verwundert. Denn in anderen Krisenzeiten war das anders, da kam es durchaus zu größeren Insolvenzwellen. Wobei es aber auch noch nie einen derart massiven Einsatz von Stabilisierungshilfen gegeben hat wie in den letzten eindreiviertel Jahren. Die Hilfen scheinen trotz aller Kritik sehr effektiv gewesen zu sein. Setzt allerdings wieder das normale Marktgeschehen ein und kommt es zu strukturellen Veränderungen, könnte es möglicherweise schon zu Anpassungen in Form von Insolvenzen und Geschäftsaufgaben kommen.
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Foto: Alexander Müller
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