HomeArchivDen Spritpreis im Visier

Den Spritpreis im Visier


Treten Sie mit uns in Kontakt! – Unsere Redaktionsteam nimmt Ihr Lob und Ihre Kritik gerne entgegen.
Wir freuen uns auf Ihre Reaktion und einen konstruktiven Gedankenaustausch.
Bernhard HofbauerMag. Tanja Lackner
Chefin vom Dienst
+43 316 834020-41
redaktion@euromedien.at

Spritpreise

Alles wird teurer, aber an der Tankstelle wird die Teuerung für Kunden am deutlichsten spürbar. Die massive Teuerung der vergangenen Monate hat sogar die Bundeswettbewerbsbehörde auf den Plan gerufen. Ein Grund mehr, die Spritpreise und deren Entstehung genauer unter die Lupe zu nehmen.

Von Dirk Seybold

Die Energiepreise machen die Teuerung für jeden spürbar und sie sind die Treiber der Inflation. Während die Großhandelspreise für Gas schon seit Herbst in immer neue Höhen vorstoßen, haben sich mittlerweile auch die Kraftstoffpreise nach zwischenzeitlichen Rekorden auf einem sehr hohen Niveau eingependelt.

Jahresvergleich macht Preissprung deutlich

Besonders der Jahresvergleich bei den Spritpreisen zeigt den kräftigen Anstieg deutlich. So kostete der Liter Diesel laut dem Treibstoffmonitor des Klimaministeriums am 24. Mai 2021 1,186 Euro, gut ein Jahrspäter am 23. Mai 2022 1,836 Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von 65 Cent pro Liter Diesel. Bei Eurosuper kostete der Liter 2021 1,243 Euro, 2022 stieg der Preis auf 1,808 Euro. Die Preissteigerung hier beträgt 56 Cent pro Liter. Wie eine Auswertung des ÖAMTC zeigt, stiegen die Preise alleine von Anfang bis Mitte März um rund 50 Cent pro Liter Diesel und rund 40 Cent pro Liter Superbenzin. Das verleitet viele, in die Nachbarländer Ungarn oder Slowenien zu fahren, um zu tanken, da diese Länder bereits regulierend eingegriffen haben. Mit Anfang Juni führt auch Deutschland den Tankrabatt als Entlastungsmaßnahme ein.
Der Grund für starken Preissprünge sind die gestiegenen Rohölpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine. Jedoch sind die Preissteigerungen am weltweiten Rohölmarkt und an den Tankstellen unterschiedlich stark ausgeprägt. So stieg laut Auswertung des ÖAMTC der Preis für ein Barrel Rohöl der OPEC seit Anfang des Jahres um rund 41 Prozent, an den Tankstellen hingegen stieg der Preis (ohne Mineralölsteuer und Umsatzsteuer) bei Diesel um 53 Prozent und damit erheblich mehr.

Wettbewerbsbehörde und Politik werden tätig

Diese Abweichungen riefen sowohl die Politik als auch die Bundeswettbewerbsbehörde auf den Plan. Die Bundeswettbewerbsbehörde erklärte dazu, dass sie zahlreiche Beschwerden erreichten, weswegen sie eine sogenannte Marktuntersuchung des österreichischen Kraftstoffmarktes eingeleitet hat, da die Umstände vermuten lassen, dass der Wettbewerb in diesem Wirtschaftszweig eingeschränkt oder verfälscht sein könnte. Diese Marktuntersuchung soll die Preis- und Margenentwicklung an österreichischen Tankstellen analysieren und wettbewerbsrechtlich beurteilen. So soll die aktuelle Wettbewerbssituation an Tankstellen und den vorgelagerten Märkten näher beleuchtet werden. In dieser Analyse werden Parameter wie die Entwicklung der Rohölpreise, die Preise, Kosten und Produktionsmengen der Raffinerien oder das Preisniveau und die Preiszyklen an den Tankstellen näher unter[1]sucht. Daraus kann die Weitergabe von Kosten analysiert und dadurch auf die daraus resultierende Margenentwicklung geschlossen werden, woraus wiederum Wettbewerbsprobleme identifiziert werden können. Im Fokus der Untersuchung werden nicht nur Veränderungen im Wettbewerb zwischen Tankstellen, sondern auch der Wettbewerb zwischen Raffinerien sein.

Woran liegt die Teuerung?

Die letzte Branchenuntersuchung datiert aus dem Jahr 2011, in der Marktstrukturen und Geschäftsbeziehungen, unter anderem auch Verflechtungen zwischen Tankstellen und Raffinieren, untersucht wurden. Damals gab es seitens der BWB nichts zu beanstanden. In knapp mehr als einem Jahrzehnt kann es jedoch zu Veränderungen gekommen sein. Zu diesem Zweck werden auch Preise und der Wettbewerb in vorgelagerten Märkten wie dem Rohölmarkt und dem Markt für die Verarbeitung von Rohöl unter die Lupe genommen. Als Teil der Untersuchung können auch die Entwicklungen ausgewählter benachbarter Staaten berücksichtigt werden, da es durch staatlich verordnete Preisdeckelungen wie in Ungarn oder Slowenien im grenzüberschreitenden Wettbewerb zu Veränderungen im Wettbewerbsdruck bzw. zu Preisveränderungen in den Grenzregionen kommen kann. Ziel der Untersuchung ist, Klarheit zu schaffen, ob fehlender oder beschränkter Wettbewerb Ursache der derzeitigen Preise ist oder ob diese auf andere aktuelle Entwicklungen zurückzuführen sind. Um zu diesen Informationen zu kommen, ist die Bundeswettbewerbsbehörde befugt, von Unternehmen innerhalb einer Frist entsprechende Informationen einzufordern. Sollte dem nicht oder nicht in der gewünschten Form nachgekommen werden, steht auch die Möglichkeit eine Strafe im Raum, die im Maximalfall bis zu 0,5 Prozent des im vorausgegangenen Geschäftsjahr erzielten Gesamtumsatzes betragen kann. Die Ergebnisse der Erhebungen werden in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der zeitnah vorliegen soll.

Alles lesen? Hier geht's zum ganzen Artikel in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftsnachrichten Süd

Foto: istockphoto.com/Stadtratte

Mehr aus der Region Süd erfahren?

previous article
next article
No comments

leave a comment