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Kapitaler Irrtum?


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Oligarchen

Es ist fraglich, ob die Sanktionen gegen russische Oligarchen auch wirklich effektiv sein können.

Erstmals richtig in den Fokus der Öffentlichkeit sind die Oligarchen bei uns in Österreich durch die Ibiza-Affäre mit jener vermeintlichen Oligarchen-Nichte gekommen, die sich in unsere Republik einkaufen sollte. Seit der Invasion Russlands in die Ukraine sind die Oligarchen nun täglich in den Medien präsent. Dabei ist es zuvor rund um die russischen Oligarchen relativ still geworden, nicht nur bei uns im Westen, sondern auch in Russland. Vielmehr waren es zuletzt US-Großkapitalisten wie Elon Musk, Jeff Bezos oder Marc Zuckerberg, welche die Aufmerksamkeit auf sich zogen – einmal abgesehen von Donald Trump.

Frei flottierend

Umso heftiger sind die Oligarchen nun auf die mediale Bühne des Westens zurückgekehrt. Davor wurden sie von der Politik gehätschelt und waren auch für die Gesellschaft als Sponsoren absolut salonfähig. Nun sind sie bei den westlichen Politikern als Vertraute von Putin in Ungnade gefallen; und auch bei den Bürgern hält sich das Mitleid in Grenzen. Dabei spielt nicht nur der Neid auf ihren Reichtum eine Rolle, sondern auch die Tatsache ihrer relativen Unabhängigkeit, da ihr Kapital es ihnen – bislang – ermöglichte, sich über staatliche Reglements hinwegzusetzen und sich so gut wie überall frei zu bewegen. In einer kleineren Dimension erleben wir das gegenwärtig auch in der Diskussion rund um die teuren SUV mancher Flüchtlinge aus der Ukraine. Hier geht es nicht nur um protzig zur Schau gestelltes Kapital, sondern darum, dass die Besitzenden frei flottierend sind, während andere ihre Heimat verteidigen müssen.

Barbarei vs. Zivilisation

Für die Russlandexpertin und auf Elitenforschung spezialisierte Soziologin Elisabeth Schimpfössl unterscheiden sich die Oligarchen als hyperreiche Kapitalisten, die eng mit staatlichen Strukturen und politischer Macht verwoben sind, zugleich aber wegen ihrer Stärke eine partielle Unabhängigkeit gegenüber dem Staat genießen, nicht von den Superreichen im Westen. Und genau genommen verkörpern sie auch nichts anderes als den alten amerikanischen Traum, wonach es jedem möglich ist, in kurzer Zeit zu einem Tycoon aufzusteigen, sei es etwa durch eine leicht skalierbare Geschäftsidee, Spekulation, Lobbying oder durch andere dubiose oder gar brutal sozialdarwinistische Methoden. Im Gegensatz zu den Oligarchen, die nun aufgrund der angeprangerten russischen Barbarei geächtet werden, zieren heute die Namen der US-amerikanischen Großkapitalisten die Gedenktafeln von Museen und Stiftungen und werden mit der Pflege zivilisatorischer Werte assoziiert.

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Foto: CC/Diego Delso

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