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Von verordneten Lockdowns zu unfreiwilligen Shutdowns


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Gastronomie Oberösterreich

Auch Oberösterreichs Gastronomie wird angesichts des Personalnotstandes immer mehr zum
Krisen-Hotspot.

Von Thomas Duschlbauer

In der Branche ist jetzt Feuer am Dach. Konnte man die Brandherde noch vor einigen Jahren, unter anderem durch Einstellung ausländischer Kräfte, unter Kontrolle halten, ist die Situation wegen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs eskaliert. Der Zustrom von außen bleibt aus, nicht zuletzt wegen eines zu kleinen bewilligten Saisonkräfte-Kontingents. Außerdem haben sich viele während der Lockdowns anderen Branchen zugewandt und sind nicht mehr in die Gastro-Betriebe zurückgekehrt, so Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger, der selbst ein Landgasthaus in Ansfelden führt. Die Mitarbeiter haben sich auch an das familienfreundliche freie Wochenende gewöhnt, vor allem der Sonntag ist ihnen heilig. Deswegen hat Mayr-Stockinger zurzeit auch an diesem Tag geschlossen. Aufsehen erregte der findige Gastronom voriges Jahr, weil er einen Kellner-Roboterservieren ließ. Eine Vier-Tage-Woche als Gegenmaßnahme würde vielleicht einige Kellner oder Köche zurücklocken. Mario Pulker, Spartenobmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich, sieht auch einiges Potenzial darin, die Arbeitslosen-Pools anzuzapfen. Einige Brancheninsider erwarten einen Strukturwandel. Qualitätsbetriebe werden zum Beispiel wie in den USA Gäste nur mehr mit Reservierung empfangen. Das Niedrig-Preis-Segment wird zunehmend auf Selbstbedienungskonzepte setzen, und die Gäste müssen sich auch vermehrt mit Convenience-Gerichten anfreunden. Zu geringer Personalstand wird auch des Öfteren Ruhetage in der Hochsaison und das Fehlen von A-la-carte-Angeboten nach sich ziehen.

Von wegen süßes Nichtstun

Nachdem schon im vorigen Herbst seine Café-Konditorei am Linzer Pöstlingberg den Betrieb vorübergehend einstellte, hat Leo Jindrak nun auch die Filiale an der Landstraße ab 9. Mai geschlossen. Die fehlenden fünf Kräfte in Verkauf und Service wolle er nicht durch Beschäftigte aus anderen Standorten ersetzen. Denn auch diese haben ein Anrecht auf einen erholsamen Urlaub, so der stellvertretende Konditor-Landesinnungsmeister. Für die Zukunft sei er zuversichtlich, den Personalmangel möchte er angesichts des ausreichenden Konditoren-Kollektivertrages nicht auf die Bezahlung schieben. Eher ortet er die Schuld beim Arbeitslosengeld, das sich mit Nebenjobs auffetten lässt. Auch die Impfverordnung mache den Arbeitgebern einen Strich durch die Rechnung – so könnten viele Arbeitswillige aus Tschechien oder Ungarn nicht nach Österreich kommen, weil sie mit der bei uns nicht anerkannten Sputnik-Variante immunisiert sind. Weitere Schließungen seien aber nicht eingeplant.
Vorerst müssen auch Liebhaber des Cafés „Beenie.all day“ in der Urfahrer Hauptstraße in Linz auf ihren Lieblingskaffee und die Torte verzichten. Hier wird für die Schließung ebenfalls Personalmangel angegeben. „Es haben sich einige Mitarbeiter trotz der staatlichen Unterstützung neu orientiert. Nach der verordneten Untätigkeit in der Kurzarbeit war es mir nicht möglich, alle wieder zu motivieren, unter Vollbelastung zu arbeiten“, erklärt Inhaber Philipp Kaufmann. Um den Anspruch eines außergewöhnlichen Kaffee- und Frühstücksanbieters zu erfüllen, müsste auch die Kompetenz der Belegschaft entsprechen. Kaufmann ist sich aber sicher, nach einem Relaunch wieder die erwartete Qualität bieten zu können. Wann das sein wird, steht noch offen.

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Foto: LinzWiki/Christian Wirth

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