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In letzter Sekunde: Historische Zinserhöhung der EZB


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Zinserhöhung

Zur Bekämpfung der anhaltend hohen Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang September die bislang höchste Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen: Um 0,75 Prozentpunkte steigt der Leitzins im Euroraum. Geschäftsbanken können sich jetzt frisches Geld um 1,25 Prozent bei der EZB leihen.

Von Marie-Theres Ehrendorff

Der Leitzins im Euroraum lag seit März 2016 bei null Prozent. Schließlich hat die EZB nach langem Zögern am 21. Juli 2022 die Zinsen im Euroraum um 0,5 Prozent angehoben. Im September legte sie nochmals nach. Die Teuerungsraten seien „nach wie vor deutlich zu hoch“, begründete EZB-Präsidentin Christine Lagarde den einschneidenden Schritt. Mit dieser historischen Zinserhöhung von 0,75 Prozentpunkten versucht die EZB sich gegen die Rekordinflation im Euroraum zu stemmen.
Die letzte Zinsanhebung in der Eurozone ist nun der zweite Straffungsschritt nach der bereits im Juli eingeleiteten historischen Zinswende. Diese ist in der Folge mit einem Dreiviertel- Prozentpunkt höher ausgefallen als erwartet. Diese Leitzinserhöhung hatten mehrere Ratsmitglieder, darunter auch der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann, bereits vor dem EZB-Zinsmeeting in der Öffentlichkeit sehr begrüßt.

Das lange Zaudern der Zentralbanker

Zinserhöhungen bergen stets Rezessionsrisiken in sich: Steigen die Zinsen, investieren Unternehmen zögerlicher, auch die Bauwirtschaft wächst verhaltener. Somit wird der gesamte Wirtschaftskreislauf gebremst. Zudem besteht in der derzeitigen Situation – bedingt durch die Corona-Pandemie, aber auch durch den Krieg in der Ukraine – die Gefahr eines wirtschaftlichen Abschwungs.
Im Übrigen betrifft die Entscheidung der EZB die gesamte Währungsunion mit mehreren hochverschuldeten Euroländern, wie beispielsweise Italien oder Frankreich. Um die Schulden zu bedienen, könnten höheren Zinsen für diese Staaten zum Problem werden und theoretisch zu Staatspleiten führen.

Auch Häuslbauer spüren die Leitzinserhöhung

Niedrige Zinsen haben Immobilienfinanzierungen billig gemacht. Die Leitzinserhöhung lässt die Zinslast auf Bauzinsen jedoch spürbar in die Höhe schnellen. Daher befürchten Experten, dass steigende Kreditraten einige Schuldner finanziell in den Ruin treiben könnten. Hypothekenverträge haben meist einen fest vereinbarten Zinssatz auf die Dauer von zehn oder 15 Jahren; für jene Kreditnehmer, deren Zinsbindung in nächster Zeit ausläuft, wird die Höhe der monatlichen Rückzahlungsraten möglicherweise schmerzlich. Zwangsversteigerungen von Immobilien könnten die Folge sein, die aufgrund der Verfahrensdauer wohl erst in den Jahren 2023 und 2024 schlagend werden. „Aufgrund des allgemeinen Arbeitskräftemangels und der weiterhin hohen Inflationserwartungen besteht die Gefahr einer Lohn- Preis-Spirale“, warnt Agenda-Austria-Ökonom Jan Kluge. Die aktuelle Situation schürt die Sorgen vor einer Lohn-Preis-Spirale. „Dieses Phänomen hatte nach der Ölpreiskrise der 1970er-Jahre dafür gesorgt, dass die Preise die Löhne und die Löhne wiederum die Preise nach oben trieben. Selbst dann noch, als die Ölpreise schon aufgehört hatten zu steigen. Eine Situation, die sich wiederholen könnte.“

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Foto: iStock.com/Anne Czichos

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