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Wirtschaftsstandort Österreich in der Durchschnittsfalle


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Wirtschaftsstandort Österreich

Die Standortqualität in Österreich hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Österreich ist bei mehreren Rankings nur mehr im unteren Drittel der EU-Staaten zu finden. Mit der Weltspitze können wir hierzulande kaum mehr mithalten. Das ist ein drastischer Befund für eines der reichsten Industrieländer. Was sind die Gründe für diesen Rückgang?

Von Stefan Rothbart

Bereits Anfang des Jahres hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sein Standortranking veröffentlicht. Österreich ist dabei vom neunten auf den 13. Platz abgerutscht. Von 2006 bis 2020 war Österreich immer unter den Top Ten. Auch andere Standort-Indizes wie etwa das Deloitte Radar 2023, weisen Österreich nur mehr im Mittelfeld aus. Zwar gelte die Alpenrepublik laut dem Beratungsunternehmen immer noch als attraktiver Wirtschaftsstandort, aber es fehle Österreich an Ambitionen, besser zu werden. Im Global Competitivness Index 2023, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, ist Österreich aber auf dem weit abgeschlagenen 24. Platz zu finden. Für die heimische Politik dürften die jüngsten Standortratings eine Klatsche sein, verortet man sich doch mit der eigenen Attraktivität stets im Spitzenfeld. Die Realität ist aber, dass Österreich bestenfalls Mittelmaß bei der Qualität des Wirtschaftsstandorts ist. Das trifft regional auch auf einzelne Bundesländer zu. Länder wie Dänemark, die Schweiz, Schweden, Irland und die Niederlande hängen Österreich bei Innovation und Standortqualität weit ab.

Verschleppte Reformen als Ursache

Die Gründe für diesen Rückfall sind vielfältig und durchaus bisher wenig in Österreich diskutiert worden. Neben klassischen Faktoren wie zu hohen Steuern oder dem Arbeits- und Fachkräftemangel sind auch Indikatoren wie Pensionen, Bildungs- und Gesundheitssystem, Infrastruktur, soziale Absicherung und Energieversorgung in den Fokus gerückt. Aber auch zunehmende Rechtsunsicherheit, Korruption und politische Instabilität trüben die Standortqualität. Im Wesentlichen sind Reformverschleppungen in den unterschiedlichen politischen Bereichen Hauptursache. Beispielsweise wird die öffentliche Verwaltung in Österreich zunehmend als ineffizient wahrgenommen, während andere Länder, wie etwa Schweiz, Schweden oder Dänemark, in den letzten Jahren wesentliche Verwaltungsreformen auf den Weg gebracht haben. Das größte Verbesserungspotenzial besteht beim Pensions- und Gesundheitssystem. Das deckt sich mit den Ergebnissen der Standortstudien des Beratungsunternehmen Deloitte und anderen. Die zunehmende Unfinanzierbarkeit des Pensionssystems und die anrollende Pensionierungswelle der Baby-Boomer sind ein Hauptindikator, warum internationale Unternehmen Österreich inzwischen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil attestieren. „Vor allem der anhaltende Arbeitskräftemangel, gepaart mit der anrollenden Pensionierungswelle, bringt Herausforderungen mit sich, denen sich der Wirtschaftsstandort stellen muss“, fasst Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich, die Lage zusammen.

Funktionierender Arbeitsmarkt als Hauptfaktor

Ein funktionierender Arbeitsmarkt gilt im internationalen Wettbewerb als zentraler Erfolgsfaktor. Die heimischen Führungskräfte unterstreichen das: Mehr als zwei Drittel sehen die Rolle des Arbeitsmarktes als sehr wichtig an, berichtet Deloitte. Im europäischen Vergleich sei die Lage in Österreich zwar noch relativ gut, allerdings wird mit einer negativen Entwicklung in den nächsten Jahren gerechnet. „Es fehlt in Österreich an Ambition, das Problem des Personalmangels strukturell zu lösen. Das ist gefährlich, denn der Arbeitskräftemangel wird uns noch lange begleiten“, kommentiert Breit. Damit verbunden ist nicht nur, dass Firmen Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen, sondern der Arbeits- und Fachkräftemangel wirkt sich auch auf die Einnahmensituation und somit auf die Finanzierbarkeit des Staates aus. Das wiederum verschlechtert das Ranking für viele staatliche Leistungen von Infrastruktur, Verwaltung bis hin zu Gesundheitsversorgung und dem Bildungsangebot.

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Foto: iStock.com/JacobH

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