HomeSeltenes Handwerk aus dem Salzkammergut
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Dass Tracht und Handwerk nicht nur Tradition, sondern auch Zukunft haben, bewies die sechste Ausgabe der Villa Seiler Gespräche der Zürcher Kantonalbank Österreich AG in Linz. Auf Einladung der Privatbank gaben der Schuster Philipp Schwarz aus Bad Goisern („der Goiserer“) und der Lederhosenmacher Rudolf Daxner aus Ebensee Einblicke in ihren Handwerksberuf, der für sie eine echte Berufung ist. Die Leidenschaft und die Perfektion, mit der sie ihre Tätigkeit ausüben, machen die Erzeugnisse zu etwas Besonderem.

Der erst 27-jährige Schuster Philipp Schwarz aus Bad Goisern steht für den originalen Goiserer und verkörpert die Tradition des auf das 19. Jahrhundert zurückgehenden Schuhs. Ursprünglich ein Bergschuh, wurde der Goiserer weiterentwickelt und immer alltagstauglicher. Was ihn auszeichnet, ist die Zwienaht – eine von Hand genähte Doppelnaht. „Die Beständigkeit und das seltene Handwerk der zwiegenähten Schuhe haben mich fasziniert. Dieses Handwerk beherrschen in Österreich nur mehr wenige“, berichtet Schwarz. Ungewöhnlich ist, dass er seine Schusterlehre erst als Erwachsener begonnen und so seinen Traum von der eigenen Schusterei verwirklicht hat. Die Leidenschaft für das Handwerk hat er bei Schuhtests der Nordischen Kombinierer entwickelt. „Den Schuh sollte man nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern so oft wie möglich tragen, da er dem Fuß angepasst ist und sogar körperliche Schwachstellen ausgeglichen werden können“, empfiehlt Schwarz.

Pro Schuh sind etwa 25 bis 30 Stunden Arbeit nötig, die Schusterei von Schwarz produziert etwa 70 Paar Goiserer pro Jahr. Sein jüngster Kunde ist 18, seine älteste Kundin 86. Auch Promis wie Arnold Schwarzenegger oder Hubert von Goisern sind Kunden, doch Schwarz betont: „Jeder Kunde ist gleich viel wert.“

Traditionelle Handwerkskunst in höchster Perfektion ist auch das Credo des zweiten Gastes der Villa Seiler Gespräche, Lederhosenmacher Rudolf Daxner aus Ebensee. Das Handwerk bekam er von den Eltern vorgelebt, mit 13 Jahren war sein beruflicher Werdegang für ihn beschlossene Sache.

Die seltene Lehre begann Daxner gemeinsam mit zwei weiteren Jugendlichen, doch bereits im zweiten Jahr fand er sich als einziger Lehrling in der Berufsschule wieder. „Die Liebe zum Beruf und hundertprozentige Leidenschaft ebneten mir den Weg“, so Daxner. Den Ehrgeiz zur absoluten Perfektion in der Arbeit nahm er von seinem Lehrmeister mit und schließlich übernahm er auch dessen Betrieb. „Eine Lederhose soll nicht geschont werden, sie soll etwas erzählen können und hält zwei bis drei Generationen“, ist Daxner überzeugt. Derzeit ändert er etwa gerade ein Modell aus dem Jahr 1908.

Besonders speziell und aufwändig ist die 9-nähtige Hose „Erzherzog Johann“, die Handstickarbeit der Naht dieser Hose kann bis zu 140 Stunden dauern. Etwa 20 bis 25 Lederhosen stellt Daxner pro Jahr her, dazu kommen noch Reparaturen. Aufgrund der Nachfrage und der an den Tag gelegten Sorgfalt beträgt die Wartezeit auf eine bestellte Lederhose derzeit unglaubliche zehn bis zwölf Jahre – nach Auftragsannahme wird man gelistet.

„Sowohl Philipp Schwarz als auch Rudolf Daxner beweisen eindrucksvoll, dass ehrliches, traditionelles Handwerk Zukunft hat. Die Qualität ihrer Arbeit und die Leidenschaft, die sie an den Tag legen, sprechen für sie. Auch wir im Private Banking sehen es als unsere Aufgabe, beständige Werte sicher und erfolgreich zugleich in die Zukunft zu führen“, resümiert Herbert Lindner, der bei der Zürcher Kantonalbank Österreich AG für die Region Oberösterreich verantwortlich ist.

Foto: Zuercher Kantonalbank Oesterreich AG